„Ich bin frustriert und traurig“
Kein Geld für Gebärdensprachdolmetscher von den Behörden. Jetzt versucht Doris Ploder, ihre Ausbildung mit Spenden zu finanzieren.
Ihren Traum zu begraben, hat Doris Ploder nicht vor. Auch wenn der Kampf um ihre Ausbildung zur Kindergartenpädagogin eine tägliche Herausforderung ist. „Ich sitze im Unterricht und verstehe nichts“, beschreibt Ploder, die gehörlos ist und vor drei Wochen die zweijährige Ausbildung zur Kindergartenpädagogin am Kolleg des Augustinum begonnen hat. Um dem Unterricht folgen zu können, würde sie einen Gebärdensprachdolmetscher brauchen. Doch die Kosten dafür – rund 187.000 Euro – kann sie selbst nicht stemmen, das Sozialministerium übernimmt sie auch nicht. Das Argument: Diese Ausbildung sei Ploders zweiter Bildungsweg, sie habe bereits einen Job (wir berichteten).
Nun lehnte auch das Bildungsministerium Ploders Antrag ab. Mit dem Verweis, dass solche Förderungen nur für Bundesschulen vorgesehen seien, das Augustinum sei aber eine Privatschule. Auch das Büro der steirischen Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) fühlt sich für diesen Fall nicht zuständig.
Mithilfe der Mitschriften ihrer Studienkollegen versucht Ploder, im Unterricht so gut es geht mitzukommen und nachzulernen. „Oft geht es aber um den Austausch, um Diskussionen, da gehen die Inhalte komplett an mir vorbei“, erzählt die 29-Jährige. „Ich bin frustriert und traurig.“
Unverständnis herrscht auch vonseiten des Kollegs. „Die Argumentation des Sozialministeriums greift meiner Ansicht nach nicht. Unser Kolleg ist ja berufsbegleitend, jeder der Teilnehmer hat einen Job, ist also im zweiten Bildungsweg. Dass Frau Ploder die Ausbildung verwehrt wird, ist diskriminierend“, sagt Herbert Kohlmaier, Direktor des Kollegs für Elementarpädagogik. Als Pädagogin wäre Ploder wertvoll, sie könne gehörlosen Kindern ein Vorbild sein.
Nun hofft Ploder, dass ihr kürzlich gestellter Antrag auf ein Schlichtungsverfahren mit dem Sozialministeriumsservice etwas bewirkt. Ebenso wie ihr Spendenaufruf, den sie gestartet hat. 1715 Euro von 186.576 Euro sind bisher erreicht. „Ich will nichts geschenkt, nur eine faire Chance, die für viele andere selbstverständlich ist“, schreibt sie auf der Spendenseite betterplace.me.