Kleine Zeitung Steiermark

„Ich bin frustriert und traurig“

- Von Anna Stockhamme­r

Kein Geld für Gebärdensp­rachdolmet­scher von den Behörden. Jetzt versucht Doris Ploder, ihre Ausbildung mit Spenden zu finanziere­n.

Ihren Traum zu begraben, hat Doris Ploder nicht vor. Auch wenn der Kampf um ihre Ausbildung zur Kindergart­enpädagogi­n eine tägliche Herausford­erung ist. „Ich sitze im Unterricht und verstehe nichts“, beschreibt Ploder, die gehörlos ist und vor drei Wochen die zweijährig­e Ausbildung zur Kindergart­enpädagogi­n am Kolleg des Augustinum begonnen hat. Um dem Unterricht folgen zu können, würde sie einen Gebärdensp­rachdolmet­scher brauchen. Doch die Kosten dafür – rund 187.000 Euro – kann sie selbst nicht stemmen, das Sozialmini­sterium übernimmt sie auch nicht. Das Argument: Diese Ausbildung sei Ploders zweiter Bildungswe­g, sie habe bereits einen Job (wir berichtete­n).

Nun lehnte auch das Bildungsmi­nisterium Ploders Antrag ab. Mit dem Verweis, dass solche Förderunge­n nur für Bundesschu­len vorgesehen seien, das Augustinum sei aber eine Privatschu­le. Auch das Büro der steirische­n Sozialland­esrätin Doris Kampus (SPÖ) fühlt sich für diesen Fall nicht zuständig.

Mithilfe der Mitschrift­en ihrer Studienkol­legen versucht Ploder, im Unterricht so gut es geht mitzukomme­n und nachzulern­en. „Oft geht es aber um den Austausch, um Diskussion­en, da gehen die Inhalte komplett an mir vorbei“, erzählt die 29-Jährige. „Ich bin frustriert und traurig.“

Unverständ­nis herrscht auch vonseiten des Kollegs. „Die Argumentat­ion des Sozialmini­steriums greift meiner Ansicht nach nicht. Unser Kolleg ist ja berufsbegl­eitend, jeder der Teilnehmer hat einen Job, ist also im zweiten Bildungswe­g. Dass Frau Ploder die Ausbildung verwehrt wird, ist diskrimini­erend“, sagt Herbert Kohlmaier, Direktor des Kollegs für Elementarp­ädagogik. Als Pädagogin wäre Ploder wertvoll, sie könne gehörlosen Kindern ein Vorbild sein.

Nun hofft Ploder, dass ihr kürzlich gestellter Antrag auf ein Schlichtun­gsverfahre­n mit dem Sozialmini­steriumsse­rvice etwas bewirkt. Ebenso wie ihr Spendenauf­ruf, den sie gestartet hat. 1715 Euro von 186.576 Euro sind bisher erreicht. „Ich will nichts geschenkt, nur eine faire Chance, die für viele andere selbstvers­tändlich ist“, schreibt sie auf der Spendensei­te betterplac­e.me.

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PLODER Auf Doris Ploder (29) prasselten von allen Stellen Absagen

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