Am Ende ging Thiem die Luft aus
5:08 Stunden! Dominic Thiem ging am Ende des Kampfes gegen seinen Freund Diego Schwartzman der Saft aus – der Traum vom Paris-sieg endete heuer im Nieselregen.
Im Tennis gibt es die Möglichkeit, gegen eine Wand zu spielen. Jeder Ball kommt da zurück. Manchmal wird sich Dominic Thiem im kalten Nieselregen dieses Oktobertages in Paris gedacht haben, dass der nur 1,70 Meter große Diego Schwartzman auf der anderen Seite des Platzes eine Wand ist. Oder fast zumindest. Mitunter hatte man das Gefühl, dass der Argentinier alles zurückbrachte. Jeden Ball, auch wenn Thiem noch so hart draufdrosch.
Doch die angesprochenen Bedingungen – windig, kalt, nass – ließen viel der Energie, die Thiem in die Bälle legte, verpuffen. Und so erhielt Schwartzman die Chance, die Bälle zu bringen. Das tat er – wie eine Wand. Manchmal unangenehm, manchmal schnell. Gut, fehlerfrei agierte auch Schwartzman gegen den offensichtlich nach den Strapazen der vergangenen Wochen angeschlagenen Thiem nicht. Vor allem dann, wenn er in Führung war, bröckelte die Wand mitunter im Versuch, selbst initiativ zu werden. Doch
meist hielt sie stand. Meist wieselte einer der besten Freunde von Thiem schneller über den Platz, als man es annehmen mochte.
65, das sind keine Maße, sondern es sind die Minuten, die sich die beiden in den ersten vier Sätzen beharkten. Intensive Ballwechsel, nur ein Satz, der nicht ins Tiebreak ging. Nicht immer hochklassig, zu hoch war die Fehlerquote, aber immer packend. Und nach exakt 5:08 Stunden (!) war es so weit, Schwartzman verwertete seinen ersten Matchball. Bezeichnend: Der Stopp von Thiem schaffte es fast nicht mehr über das Netz. Die Luft war draußen. Thiem war streichfähig und geschlagen. „Es war das erste Match für mich über fünf Stunden in meiner Karriere, ziemlich brutale Bedingungen, eine richtige Achterbahn-fahrt“, sagte er. Und der überglückliche Schwartzman meinte nur: „Ich
Herren, Viertelfinale:
Diego Schwartzman (ARG/12) – Dominic Thiem (AUT/3) 7:6 (1), 5:7, 6:7 (6), 7:6 (5), 6:2; Jannick Sinner (ITA) – Rafael Nadal (ESP/2) Nacht.
Heute: Rublew (RUS/13) – Tsitsipas (GRE/ 5), Djokovic (SRB/1) – Carreno Busta (ESP/17)
Damen, Achtelfinale:
Danielle Collins (USA) – Ons Jabeur (TUN/ 30) 6:4, 4:6, 6:4.
Viertelfinale:
Nadia Podoroska (ARG) – Elina Switolina (UKR/3) 6:2,6:4; Iga Swiatek (POL) – Martina Trevisan (ITA) Nacht.
Heute: Kvitova (CZE/7) – Siegemund (GER) Collins (USA) – Kenin (USA/4)
hab hier, auf diesem Platz, schon zweimal in fünf Sätzen verloren. Heute habe ich erstmals so ein Spiel gewonnen. Und ehrlich: Ich glaub, ich hab es verdient.“Zuvor hatte der Österreicher, als er zum Netz ging, dem Konkurrentenfreund gratuliert: „All good“, alles gut, sagte er, als er den 28Jährigen auf die Reise in sein erstes Grand-slam-halbfinale schickte. Und Thiem? Scheiterte am fünften Semifinale in Paris in Folge. Aber es war ein würdevolles Scheitern. Gegen eine echte Wand.
Der Wille, der war Dominic Thiem anzumerken, bis zuletzt. Er saugte alles aus sich heraus, pushte, wann immer es ging. Doch letztlich reichte es nicht. „Natürlich“, sagte er, „fühle ich mich jetzt schlecht und leer, aber auf der anderen Seite habe ich absolut alles gegeben, was gegangen ist. Ich habe mir wenig vorzuwerfen.“
Es ist nicht leicht, zu sagen, ob es leichter ist, gegen einen Freund zu verlieren. Gegen einen, der Thiem nach dem Spiel „zu einem der besten Spieler derzeit“adelte, von „unglaublich großem Respekt“sprach. Aber auch gegen einen, der nun in seinem ersten Halbfinale wohl Rafael Nadal fordern wird, den er in Rom schon geschlagen hat. Thiem? Wird sich das sicher anschauen. Zu Hause.