Shiffrin und der Gedanke ans Ende der Ski-karriere
Das tiefe Loch nach dem Tod des Vaters: „Ohne meine Mum wäre ich nicht hier“– FIS kämpft „ums Überleben“.
Um Himmels willen, jetzt kenne ich die Schlagzeilen für morgen“, sagte Mikaela Shiffrin bei der Videokonferenz und lachte kurz auf. Aber ja, sie hatte es gesagt. Die Usamerikanerin reflektierte knapp zwei Wochen vor dem Saisonstart in Sölden ihr bisher so schwieriges Jahr, in dem sie den Tod ihres Vaters Jeff verkraften musste. Ein Tod, der sie lange aus der Bahn warf. Der Gedanke, nicht mehr in den Weltcup zurückzukehren, durchaus präsent war. „Zuerst habe ich nur darüber nachgedacht, Rennen zu gewinnen. Dann starb meine Oma, dann starb mein Vater – und ich habe gedanklich Skirennen aufgegeben, gedacht, ich würde nicht zurückkehren“, meinte die 25Jährige.
Es sei der Gedanke daran gewesen, ob man sich das alles wirklich antun soll. „Ich bin sechs Monate im Jahr in Europa, dann noch zwei Monate im Sommer im Training unterwegs“, erklärte sie, „und ich bin nicht oft daheim. Und wenn ich an die Zeit denke, die ich mit meinem Vater hatte, wünschte ich, es wäre mehr gewesen.“Der Sport, den sie so liebe, zwinge sie dazu, fortzugehen von daheim, von all den Menschen, die sie liebt, mit denen sie ihre Zeit verbringen wolle. „Aber“, sagte sie, „mein Dad hätte nicht gewollt, dass ich aufhöre. Das Problem ist, dass er nicht hier ist, um es mir selbst zu sagen“, erklärte Shiffrin. Was bleibt, ist der Zweifel, was besteht, ist folgende Gewissheit: „Ich sehe etwa meinen Bruder für sehr lange Zeit nicht. Würde meine Mum nicht bei mir sein, mit mir reisen, ich wäre sicher nicht in den Weltcup zurückgekehrt.“
sei die Rückkehr in den Zirkus – Shiffrin ist ihr letztes Rennen vor 38 Wochen gefahren – wie eine Neugeburt, sagte die 66-fache Siegerin von Weltcuprennen. Und in gewisser Weise sei die Frage nach dem Ende nicht neu gewesen: „Das macht man manchmal zu Weihnachten, wenn man nicht daheim ist. Ich habe mich daran gewöhnt, das infrage zu stellen. Aber vielleicht ist es dann auch so, dass man stärker ist, wenn man es tut.“
Stärker wird der Weltcup in der Saison mit Corona nicht sein. „Heuer geht es ums Überleben. Wir haben eine Mission: Wir müssen Rennen fahren“, sagte Fis-renndirektor Markus Waldner auf Servus TV. Man arbeite sich zum Saisonhöhepunkt in Cortina hin: „Dort wird sehr viel Geld generiert über Marketing- und Tvrechte. Dieses Geld wird dann ausgeschüttet an die Verbände, damit wir die Saison überleben.“Schafft man es bis und über die WM, sei die Hoffnung, dass sich alles wieder normalisiere.