Zur Person
turbulenter Tag in der Parteizentrale. Der Spö-wahlkampfleiter Georg Niedermühlbichler, ein langjähriger Wegbegleiter Ludwigs aus der Wiener SPÖ, versuchte die Situation noch zu retten. Am späten Nachmittag trat er schließlich zurück.
Während all das geschah, saß Ludwig mit seiner Frau beim Brunch. Das Fiasko, das sich in den darauffolgenden Monaten für Christian Kern abspielte, sprudelte gerade über, während Ludwig seelenruhig in einem Schanigarten im 7. Bezirk Prosecco trank. Er hatte sich bereits als nächster Wiener SPÖ-CHEF in Position gebracht, doch an diesem Tag hielt er sich raus. Er hatte Christian Kern ohnehin nie als SPÖ-CHEF gewollt.
Die Fähigkeit, zu wissen, wann es besser ist, nichts zu sagen, ist eine der größten politischen Stärken von Ludwig. Das bekamen auch seine Gegner im Wahlkampf zu spüren. Debatten ließ er lieber die anderen führen. Selbstbewusst und unnahbar wiederholte er in Duellen und Interviews die Leistungsbilanz der SPÖ. Berechtigte Kritik an der Wiener Politik – vom Coronamanagement bis zur mangelhaften Integration mancher Zuwanderergruppen – perlte an ihm ab. Ein zwiderer Blick, eine spitze Bemerkung waren das Äußerste an Konfrontation, auf das er sich einließ.
Seine Macht demonstrierte Ludwig lieber subtil. Als er etwa wenige Tage vor der Wahl die Pläne einer autofreien Innenein
ist seit 2018 Wiener SPÖ-CHEF und Bürgermeister. Seine ganze Karriere verbrachte er im Universum der Wiener SPÖ. Der promovierte Historiker und Politologe arbeitete in der Erwachsenenbildung in den Wiener Volkshochschulen, war Bezirksrat, Bundesrat, dann Gemeinderat. 2007 folgte er Werner Faymann als Wohnbaustadtrat nach. In einer Kampfabstimmung setzte er sich im Jänner 2018 gegen Andreas Schieder durch, im Mai desselben Jahres wurde er Bürgermeister. Der 59-Jährige ist verheiratet.
stadt – das Prestigeprojekt seiner grünen Vizebürgermeisterin Birgit Hebein – mit einem Rechtsgutachten vom Tisch fegt. Oder als er, während Övpspitzenkandidat Gernot Blümel in seiner Rolle als Finanzminister, einen öffentlichen Konflikt mit der Eu-kommission austrug, ein Foto aus seinem Büro veröffentlichte. Lachend saß Ludwig mit Martin Selmayr, dem Vertreter der Eu-kommission in Österreich, und Walter Ruck, dem Präsidenten der Wiener Wirtschaftskammer aus dem Övp-wirtschaftsbund am Besprechungstisch. Man habe ein „konstruktives und vertrauensvolles Gespräch“geführt, ließ Ludwig vermelden.
Die Spielregeln der Macht lernte Ludwig in der Wiener SPÖ, in deren Universum er
sein ganzes Berufsleben verbrachte. Im Jänner 2018 gewann er in einer Kampfabstimmung um die Nachfolge von Michael Häupl gegen Andreas Schieder. Dieser war auf heftiges Drängen einiger namhafter Spö-mitglieder angetreten, die Ludwig um jeden Preis verhindern wollten.
Von „tiefem Hass“in der Partei, den Wiener Genossen damals beklagten, spricht heute niemand mehr. Das liegt auch an Ludwigs Personalpolitik: Als er Bürgermeister wurde, baute er die Stadtregierung um. Er entschied sich für ein fein austariertes Team, das zwischen den Stimmungs- und Interessenlagen in der Partei vermittelte. Bald muss er diese Fähigkeit erneut unter Beweis stellen.