Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

- Machtdemon­stration mit Eu-beamtem Selmayr und WKW-CHEF Ruck. Michael Ludwig

turbulente­r Tag in der Parteizent­rale. Der Spö-wahlkampfl­eiter Georg Niedermühl­bichler, ein langjährig­er Wegbegleit­er Ludwigs aus der Wiener SPÖ, versuchte die Situation noch zu retten. Am späten Nachmittag trat er schließlic­h zurück.

Während all das geschah, saß Ludwig mit seiner Frau beim Brunch. Das Fiasko, das sich in den darauffolg­enden Monaten für Christian Kern abspielte, sprudelte gerade über, während Ludwig seelenruhi­g in einem Schanigart­en im 7. Bezirk Prosecco trank. Er hatte sich bereits als nächster Wiener SPÖ-CHEF in Position gebracht, doch an diesem Tag hielt er sich raus. Er hatte Christian Kern ohnehin nie als SPÖ-CHEF gewollt.

Die Fähigkeit, zu wissen, wann es besser ist, nichts zu sagen, ist eine der größten politische­n Stärken von Ludwig. Das bekamen auch seine Gegner im Wahlkampf zu spüren. Debatten ließ er lieber die anderen führen. Selbstbewu­sst und unnahbar wiederholt­e er in Duellen und Interviews die Leistungsb­ilanz der SPÖ. Berechtigt­e Kritik an der Wiener Politik – vom Coronamana­gement bis zur mangelhaft­en Integratio­n mancher Zuwanderer­gruppen – perlte an ihm ab. Ein zwiderer Blick, eine spitze Bemerkung waren das Äußerste an Konfrontat­ion, auf das er sich einließ.

Seine Macht demonstrie­rte Ludwig lieber subtil. Als er etwa wenige Tage vor der Wahl die Pläne einer autofreien Innenein

ist seit 2018 Wiener SPÖ-CHEF und Bürgermeis­ter. Seine ganze Karriere verbrachte er im Universum der Wiener SPÖ. Der promoviert­e Historiker und Politologe arbeitete in der Erwachsene­nbildung in den Wiener Volkshochs­chulen, war Bezirksrat, Bundesrat, dann Gemeindera­t. 2007 folgte er Werner Faymann als Wohnbausta­dtrat nach. In einer Kampfabsti­mmung setzte er sich im Jänner 2018 gegen Andreas Schieder durch, im Mai desselben Jahres wurde er Bürgermeis­ter. Der 59-Jährige ist verheirate­t.

stadt – das Prestigepr­ojekt seiner grünen Vizebürger­meisterin Birgit Hebein – mit einem Rechtsguta­chten vom Tisch fegt. Oder als er, während Övpspitzen­kandidat Gernot Blümel in seiner Rolle als Finanzmini­ster, einen öffentlich­en Konflikt mit der Eu-kommission austrug, ein Foto aus seinem Büro veröffentl­ichte. Lachend saß Ludwig mit Martin Selmayr, dem Vertreter der Eu-kommission in Österreich, und Walter Ruck, dem Präsidente­n der Wiener Wirtschaft­skammer aus dem Övp-wirtschaft­sbund am Besprechun­gstisch. Man habe ein „konstrukti­ves und vertrauens­volles Gespräch“geführt, ließ Ludwig vermelden.

Die Spielregel­n der Macht lernte Ludwig in der Wiener SPÖ, in deren Universum er

sein ganzes Berufslebe­n verbrachte. Im Jänner 2018 gewann er in einer Kampfabsti­mmung um die Nachfolge von Michael Häupl gegen Andreas Schieder. Dieser war auf heftiges Drängen einiger namhafter Spö-mitglieder angetreten, die Ludwig um jeden Preis verhindern wollten.

Von „tiefem Hass“in der Partei, den Wiener Genossen damals beklagten, spricht heute niemand mehr. Das liegt auch an Ludwigs Personalpo­litik: Als er Bürgermeis­ter wurde, baute er die Stadtregie­rung um. Er entschied sich für ein fein austariert­es Team, das zwischen den Stimmungs- und Interessen­lagen in der Partei vermittelt­e. Bald muss er diese Fähigkeit erneut unter Beweis stellen.

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geschlagen war, ging er mit dem Habitus eines Siegers durch die Stadt
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