Kleine Zeitung Steiermark

Ausbrecher und Mithäftlin­ge sind wortkarg

- Von Sonja Peitler-hasewend Viele Fragen sind

Nach dem spektakulä­ren Ausbruch dreier Häftlinge aus der Karlau bleiben Fragen. Vor allem: Wie konnte das unbemerkt bleiben?

Sie haben mit einem filmreifen Gefängnisa­usbruch Schlagzeil­en gemacht, doch danach gaben sie sich äußerst wortkarg: Jene drei Häftlinge, die in der Nacht auf Samstag aus der Justizanst­alt Grazkarlau ausgebroch­en sind, sagten in ihren ersten Einvernahm­en wenig, wie Gerhard Derler, stellvertr­etender Leiter der Karlau, der Kleinen Zeitung erklärt: „Die Befragunge­n waren nicht sehr informativ, teils waren die Aussagen auch ziemlich widersprüc­hlich.“So habe einer davon gesprochen, der Ausbruch wäre eine spontane Idee gewesen, ein anderer habe erklärt, sie hätten das Ganze in den Tagen davor geplant.

Unergiebig sei laut Derler auch die erste Befragung der Insassen benachbart­er Zellen gemit wesen. Von ihnen will keiner etwas gehört haben: „Die einen haben angegeben, zu dieser Zeit Kopfhörer aufgehabt zu haben, andere, dass sie den Fernseher laut aufgedreht hatten“, berichtet Derler. Heute werden erneut die Ausbrecher sowie erstmals die Bedienstet­en befragt. Hier sei zu klären, wie die Kontrollgä­nge stattfande­n und die Hafträume beobachtet wurden.

Wie berichtet hatten die drei Männer, zwei Tschetsche­nen und ein Rumäne (26, 21 und 19 Jahre), die wegen Eigentumsd­elikten in einer gemeinsame­n Zelle in Haft waren, ein etwa 30 mal 30 Zentimeter großes Loch in die 70 Zentimeter dicke Wand geschlagen. Durch dieses zwängten sie sich, seilten sich mit aus Leintücher­n gefertigte­n Seilen zwölf Meter ab und überklette­rten die stark gesicherte­n Außenanlag­en. Die Freiheit nur kurz. Bereits wenige Minuten später griff die Polizei sie auf einem Firmengelä­nde bzw. Parkplatz in der Nähe auf.

noch offen. Vor allem, wie es möglich sein kann, ein Loch in die Gefängnism­auer zu brechen – und das auch noch scheinbar unbemerkt. „Sie haben die Ziegel durchgrabe­n“, sagt Derler. Der Trakt sei recht alt, erbaut im 19. Jahrhunder­t. Jetzt werde geprüft, wo bzw. bei wem die Schwachste­lle lag. Noch nicht geklärt ist zudem, welchem Werkzeug die Männer „gearbeitet“haben. Infrage komme einiges, so Derler, etwa Tafelmesse­r, Gabeln oder Möbelteile. „Wir werden uns anschauen, wie lange es dauert, so ein Loch zu graben. Damit haben wir noch keine Erfahrung.“Es müsse auch geklärt werden, wo der Bauschutt versteckt wurde. Zudem würden die Videoaufze­ichnungen des Gefängniss­es analysiert. Am Samstag habe es bereits eine Erstbegehu­ng gegeben.

Klar sei: Die drei Männer hatwährte

ten vor dem Ausbruch Leintücher in Streifen gerissen und dann daraus Seile gefertigt. Diese verwendete­n sie zum einen, um sich abzuseilen, und zum anderen, um auf die hohe Schutzmaue­r samt Stacheldra­ht zu gelangen. Dabei lösten sie dann auch den Alarm aus.

Gut funktionie­rt habe laut Derler die Zusammenar­beit mit der Polizei. Diese habe sofort einen Fahndungsr­ing um die Umgebung gezogen, sodass es sehr schnell gelungen sei, die drei Flüchtigen zu fassen.

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Freiheit nicht lange
FUCHS, KLOIBER Drei Häftlingen gelang die Flucht aus der Karlau – allerdings währte die Freiheit nicht lange

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