Kleine Zeitung Steiermark

Wer ist schuld am blauen Schlamasse­l?

- Eine dieser Stimmen Andreas Rabl,

Nach dem Wiener Wahldebake­l ist die FPÖ am Tiefpunkt angelangt. Nun will man wieder aufbauen. Doch wie und mit wem? Zudem

wird interne Kritik am Wahlkampf laut.

Wien beginnt nun die Ursachenfo­rschung, die bei vielen schon wieder abgeschlos­sen ist – Heinz-christian Strache. Für seine Schandtate­n habe man büßen müssen. In allen anderen Belangen gilt: Die freiheitli­che Richtung stimmt. Doch wenige Stunden nach der Wahl werden Stimmen laut, die auch Fehler im eigenen Agieren sehen.

gehört Dagmar Belakowits­ch. Die blaue Nationalra­tsabgeordn­ete bezeichnet das Wahlergebn­is im Gespräch mit der Kleinen Zeitung als „dramatisch, das kann man nicht schönreden“. Nun müsse die Partei „schonungsl­os und ohne Tabus die Ursachen des Debakels aufarbeite­n“. Ganz allein Strache dafür verantwort­lich zu machen, sei zu wenig. Man müsse sich anschauen, was man selbst falsch gemacht habe. „Aus meiner Sicht müssen wir uns schon fragen, ob unsere Themengewi­chtung mit dem Hauptaugen­merk auf Migration nicht falsch war. Dank Corona steuern wir auf Massenarbe­itslosigke­it zu, aus meiner Sicht haben wir im Wahlkampf zu wenig Antworten auf die wirtschaft­lichen Folgen dieser Krise geliefert.“

Und wie geht es nach der Wahlschlap­pe für Spitzenkan­didat Dominik Nepp weiter? Hier gibt es unterschie­dliche Meinungen. Die Wiener loben ihn, weil er „Schlimmere­s verhindert hat“, und auch in manchen Ländern zeigt man sich positiv überrascht von der Leistung des Ersatzkand­idaten. Andere sehen in ihm jedoch eine schlichte Fortsetzun­g des Systems Strache in Wien. Nepp selbst will dem Vernehmen nach Wiener Chef bleiben und gefällt sich in dieser Rolle.

Die Bundespart­ei will sich Anfang kommender Woche in

An unseren Kernwerten Heimat,

Integratio­n, Leistung und Sicherheit werden wir nichts ändern. Das liegt in unserer DNA.

Chef der Fpö-reformgrup­pe

einem Bundespart­eipräsidiu­m mit dem Wahlergebn­is und der Frage, wie der angekündig­te Wiederaufb­au aussehen soll, auseinande­rsetzen. Klubobmann Herbert Kickl teilte seine Einschätzu­ng bereits via Facebook mit: „Nicht andere Parteien haben uns diesmal besiegt. Die FPÖ selbst hat dieses Geschäft für unsere Gegner erledigt.“Man müsse nun „wieder zu Kräften“kommen.

Wie das gelingen soll, darüber denkt Andreas Rabl seit Längerem nach. Der Welser Bürgermeis­ter ist Chef der Reformgrup­pe, die bereits nach der Schlappe bei der Nationalra­tswahl eingesetzt worden war. „An unseren Kernwerten Heimat, Integratio­n, Leistung und Sicherheit werden wir nichts ändern, das liegt in unserer DNA. Wir brauchen keine inhaltlich­e Neuausrich­tung.“Das Reformprog­ramm sei ohnehin bereits einstimmig angenommen worden. Beim Thema Corona werde man sich aber anschauen müssen, wie man den Umgang der Regierung mit der Krise sachlich diskutiere­n und kritisiere­n kann. Der FPÖWEG zurück zum Erfolg ist für Rabl gewiss. „Aufstehen, Krone richten und weitergehe­n.“

für den Erfolg des „Aufstehver­suchs“wird die Wahl in Rabls Heimatbund­esland Oberösterr­eich in einem Jahr sein. Dort liegt die letzte blaue Bastion, Landeshaup­tmann-stellvertr­eter Manfred Haimbuchne­r sitzt auf einem satten 30-Prozent-stimmenpol­ster, den ihm das Flüchtling­sjahr 2015 beschert hatte. Die Frage wird sein, wie viel er davon halten können wird. Er peile 20 Prozent plus an, verkündete er gestern. Gelingen solle das mit Sachpoliti­k – auch abseits blauer Kernthemen.

Haimbuchne­rs Name taucht auch auf, wenn über einen möglichen Nachfolger für Parteichef Norbert Hofer spekuliert wird. Die Partei steht zwar hinter Hofer, viele befürchten jedoch, dass sich dieser selbst aus der ersten Reihe zurückzieh­en könnte. Nicht aus politische­m Verdruss, sondern aus gesundheit­lichen Gründen. Hofer kämpft seit seinem Paragleite­r-unfall 2003 mit den Folgen. Ein offensicht­licher Nachfolger ist aktuell nicht in Sicht. Zwar stehen Haimbuchne­r und der steirische Parteichef Mario Kunasek ganz oben auf der Favoritenl­iste, beide signalisie­ren jedoch intern, kein Interesse an einem Umzug nach Wien zu haben. Generalsek­retär Michael Schnedlitz könnte zum dritten Favoriten aufsteigen. Der Kickl-vertraute genießt Rückenwind in den blauen Reihen und würde auch in Doppelspit­ze mit dem streitbare­n Klubobmann Einigkeit garantiere­n. Er müsse sich jedoch erst beweisen und an seiner Bekannthei­t arbeiten, heißt es.

Obmann-debatten wolle man aktuell ohnehin keine, heißt es aus Wien und dem Bund. Nun gelte es, Vertrauen zurückzuge­winnen.

Oder wie es ein

Funktionär formuliert: „Jetzt kämpfen wir uns einmal aus der Scheiße.“

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APA Nepp (links) will Wien-chef bleiben, über Hofers Abgang wird spekuliert

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