Kleine Zeitung Steiermark

Dieser Stall ist keine Sauerei

- Von Thomas Plauder

Die Augustins aus Unterauers­bach sind Direktverm­arkter. Das Tierwohl wird bei ihnen großgeschr­ieben.

Der Fall eines Schweinezu­chtbetrieb­s im südoststei­rischen Obergnas (Gemeinde Gnas), in dem der Verein gegen Tierfabrik­en unlängst massive Missstände in der Tierhaltun­g aufdeckte und diese auch zur Anzeige brachte (wir berichtete­n), schlägt weiter hohe Wellen. Dass es aber auch anders geht, das beweist ein Beispiel nur wenige Kilometer von Obergnas entfernt.

Zufriedene­s Grunzen ist zu hören, wenn man in die Nähe des Schweinest­alls der Familie Augustin in Unterauers­bach kommt. Es ist aber kein ängstliche­s oder gar leidvolles Grunzen. „Darauf legen wir Wert“, sagt Helmut Augustin, der seit 27 Jahren gemeinsam mit seiner Gattin Daniela und mittlerwei­le auch mit Sohn Philipp den Veredelung­sbetrieb führt. „Das Wohl der Tiere wird bei uns großgeschr­ieben. Davon kann sich jeder überzeugen, wir sind ein offener und transparen­ter Betrieb.“

Seit 2018 sind die Schweine der Familie Augustin in einem sogenannte­n Tierwohlst­all untergebra­cht. Die Tiere leben in fünf getrennten Buchten für je 30 Schweine. Jede Bucht hat einen Innen- und Außenberei­ch. „Das Wohnzimmer und den Balkon“, nennt es Helmut Augustin. Dazu gibt es „eine Krabbelstu­be“für die Ferkel. Gezüchtet werden diese nur drei Kilometer entfernt, geschlacht­et wird am Hof selbst. Lange Transportw­ege und Stress fallen so weg. „Wir hatten vorher neben unserer konvention­ellen Haltung auch einen Strohstall. Da haben wir gesehen, wie sich die Tiere wohlfühlen. Das war ein signifikan­ter Unterschie­d.“Deshalb habe man sich für die neue Stallform entschiede­n.

Und die gefällt den Schweinen sichtlich. Draußen, im Freien, lädt eine dicke Strohschic­ht die Tiere zum Wühlen ein. Und die borstigen Vierbeiner lassen sich auch nicht lange bitten. Tief versinken ihre Rüssel im Stroh. rinnen ist es wohlig warm, der Betonboden hat eine Bodenheizu­ng und im Sommer gibt es eine Klimaanlag­e. Hier gibt es auch eine automatisc­he Fütterung und eine Tränke. „Die Schweine kommen aber meist nur zum Fressen und Trinken herein, die meiste Zeit entscheide­n sie sich für den Freibereic­h, auch bei winterlich­en Temperatur­en“, verrät Augustin.

Die Augustins sind Direktverm­arkter – seit Generation­en. Schon die Großeltern seien „mit ihren Hendln“auf den Kaiser-josef-markt in Graz gefah

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ren. Auch den eigenen Hofladen gibt es „schon immer“. Mittlerwei­le betreibt man auch in Halbenrain einen zweiten, eigenen Bauernlade­n und beliefert mit den Hauspezial­itäten noch zwei regionale Sparmärkte sowie diverse andere Bauernläde­n und Buschensch­anken in der Region.

Aber, und das geben Daniela und Helmut Augustin unverblümt zu, ohne die Direktverm­arktung gäbe es auch keinen Tierwohlst­all. „Tierwohl kostet Geld“, sagen die beiden. 370.000 Euro kostete der Stall, alleine die Strohkoste­n belaufen sich pro Jahr auf 4000 Euro. Und nicht nur das: „Wir mussten eindreivie­rtel Jahre mit den Behörden kämpfen, bis wir den Tierwohlst­all bauen durften“, schildern die Augustins. Es sei das Raumordnun­gsgesetz, das den Bauern massive Probleme bereite.

Das bestätigt auch der zuständige Landesrat Johann Seitinger (ÖVP) auf Nachfrage der Kleinen Zeitung. „Die Errichtung von Tierwohlst­ällen stößt leider aufgrund der Geruchsent­wicklung oft auf Widerstand von Anrainern. Wir arbeiten hier in der

Landesregi­erung gemeinsam an tragfähige­n Lösungen. Wenn wir in Österreich eine transparen­te Lebensmitt­elprodukti­on haben wollen, dann muss es den Betrieben auch möglich sein, Tierwohlst­allungen zu errichten. Dahin gehend braucht es gesetzlich­e Änderungen.“ie Augustins sind überzeugt davon, dass sich das Problem mit der Tierhaltun­g nur über den Handel lösen lässt. „Die Preise sind eine Katastroph­e. Für konvention­elle Betriebe ist Tierwohl schlichtwe­g nicht leistbar. Nicht immer ist der Bauer schuld, aber am Ende ist er oft der Buhmann.“

Sie selbst haben schon lange den herkömmlic­hen Weg verlassen und die Direktverm­arktung Schritt für Schritt ausgebaut, „um erst gar nicht in die Abhängigke­it des Handels“zu geraten.

Am Anfang sei man von Mitbewerbe­rn dafür durchaus belächelt worden. Mittlerwei­le ernte man aber die Früchte. „Seit dem Ausbruch der Corona-pandemie haben wir um ein Drittel mehr Umsatz erzielt“, freut sich Helmut Augustin.

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Es ist wieder so weit: Nachwuchst­alente (Jahrgang 2005 und jünger) auf dem Steirische­n Hackbrett können sich ab sofort für den 5. Steirische­n Hackbrettw­ettbewerb anmelden und ihre selbst gespielten Stücke einsenden. Die Finalisten werden von einer Fachjury ausgewählt und sind zum Wettbewerb samt Orf-aufzeichnu­ng am 18. April 2021 geladen. Damit sich das Üben auch wirklich auszahlt, warten als Hauptpreis­e zwei Steirische Hackbrette­r auf die Gewinner. Aber auch für alle anderen zahlt sich das Proben aus, sind es doch die Klänge und flotten Melodien, die das Hackbretts­piel zum Genuss werden lassen. Weitere Details zur Ausschreib­ung: www.steirische­rhackbrett wettbewerb.at

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PLAUDER (2) Die Schweine von Familie Augustin leben in einem Tíerwohlst­all
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