Zu teuer? Neue Brücke steht vor der Absage
Angesichts dieser Zahlen hat man in der Stadtbaudirektion die Reißleine gezogen. Offiziell will niemand etwas bestätigen, inoffiziell ist aber klar: Es wird an einem Plan B gearbeitet. Der lautet: „statische Ertüchtigung“. Die alte Brücke von 1975 würde statisch aufgerüstet, damit sie die neue Straßenbahn, die ja ab 2024 durch die Neutorgasse über die Brücke fahren soll, auch tragen kann. Eine Variante, die man vor zwei Jahren noch als zu teuer verworfen hat.
Jetzt werden beide Varianten durchgerechnet. 2021 muss die Politik dann entscheiden: Gibt man dem Neubau in abgespeckter Variante den Vorzug, mit der Möglichkeit, städtebaulich Akzente zu setzen? Oder ertüchtigt man die Brücke, mit eingeschränktem Gestaltungsspielraum, dafür geringerer Bauzeit von nur einem Jahr statt zwei?
Ein Sachverständiger hat die Kosten des Siegerprojekts ja auf Plausibilität geprüft. Wir lassen das jetzt rechtlich prüfen.
der Bürgermeister ist verärgert
Derzeit sieht es eher nach einer Absage des Neubaus aus, hört man hinter den Kulissen.
Damit konfrontiert, will der für die Baudirektion verantwortliche Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) der Prüfung nicht vorgreifen, verhehlt aber nicht, wie verärgert er über diese Entwicklung ist: „Es gab ja einen Sachverständigen, der die Kosten des Siegerprojekts beim Wettbewerb auf Plausibilität geprüft hat.“Nun lässt er ausloten, ob die Stadt da nicht rechtliche Schritte einleiten könnte.
Die Brücke ist ja ein Teil der Tram-entlastungsstrecke Herrengasse, die über den Andreashofer-platz führt. Steigende Preise kennt man auch beim Gesamtprojekt: Die Planungskosten mussten von 1,5 auf 2,1 Millionen Euro erhöht werden. Die Gesamtkosten samt Brücke wurden bisher immer mit 27 Millionen Euro beziffert.
Die Kostenexplosion dürfte Wasser auf den Mühlen der Wirtschaftskammer sein. Wk-obmann Paul Spitzer machte sich ja jüngst dafür stark, die Tram via kleine Neutorgasse und Erzherzog-johann-brücke zu führen – und der Innenstadt den Brückenneubau zu ersparen.
Das Siegerprojekt für die Brücke könnte das Schicksal des Siegerprojekts für den Neubau auf dem Andreas-hofer-platz erleiden: dass es nur auf einem Computer-rendering existiert.