Berührender Klang des Todes
Das musikprotokoll ging mit Peter Jakobers Musiktheater „Populus“zu Ende. Schon davor gab es aufwühlende Klangreisen und die Offenlegung
der Dimensionen von Zeit.
„Black Lives Matter“zu solidarisieren und, wie Co-kurator Christian Scheib betonte, strukturelle Gewalt aufzuzeigen.
Insbesondere begeisterten heuer die im Dom im Berg zu erlebenden Medienkunstarbeiten: Zum einen gelang Peter Kutin, Patrik Lechner und Mathias Lenz in ihrer Arbeit „Rotor NO1“ein Werk, das in seiner stimmigen intermedialen Anlage fesselte. Die auf einem verlassenen Bahnhofsgelände aufgefundenen Lautsprecher wurden zu einer Klapotetz-artigen Skulptur zusammengebaut. In ihrer Rotation wurden Visuals darauf projiziert und erzeugten zugleich durch die Drehung Polyrhythmen. Die verschiedenen Dimensionen von Zeit wurden in beeindruckender Multiperspektive offengelegt.
sich auch Jacob Kirkegaard, in „Opus Mors“mit der Vergänglichkeit. Der dänische Klangkünstler nahm das Publikum durch seine Soundscapes mit auf die Reise des menschlichen Körpers nach dessen Ableben. Man wurde des Klangs eines Leichenschauhauses, einer Autopsie, eines Krematorium-ofens sowie des Prozesses der Verwesung gewahr. Die Eindrücke waren berührend und aufwühlend. In Kirkegaards Werk steht nicht ein Bezug zur Realität im Zentrum, wie ihn etwa die Künstlerin Teresa Margolles mit ihren Arbeiten herstellt, die mit Materialien von Leichen arbeitet. Vielmehr schafft es Kirkegaard auf eine nüchterne, doch einfühlsame Weise eine neue Realität zu kreieren, die einen noch nie zuvor gehörten Klangeindruck – jenen des Todes – erlebbar machte.
Deutlich zu spüren war nach so langer Zeit ohne Live-aufführungen die Würdigung, die das Publikum den Kunstschaffenden entgegenbrachte. Wenn in Zeiten einer Pandemie die einzige Panne darin besteht, dass ein Mitglied eines Streichquartetts kurz vor Aufführungsbeginn unauffindbar ist (er suchte seine Noten, beide tauchten schließlich auf), kann man von einem großen Erfolg des heurigen musikprotokolls sprechen.