Le Chaim! – Auf’s Leben!
„Anatevka“, ein Musicalklassiker auf der Grazer Opernbühne.
Wer träumt nicht davon, wie es denn wäre, endlich einmal reich zu sein? Tevje, der Milchmann, hängt im ostjüdischen Schtetl Anatevka solchen Tagträumen nach. Reichtum, soziale Anerkennung, Studium des Guten Buchs – all das erhofft er für sich und seine Familie, für seine Frau Golde und die fünf bildhübschen Töchter. Auch wenn das Leben beschwerlich sein mag, so ist er doch mit der Liebe seiner Frau gesegnet und verfügt zudem über eine besondere Eigenschaft: Er lebt zwar gemäß den uralten Traditionen, die den Alltag reglementieren – und ist doch flexibel genug, um die Herzensentscheidungen seiner Töchter, die sich andere Männer aussuchen, als es ihre Eltern eigentlich gerne hätten, zu akzeptieren. Nur den Schritt seiner dritten Tochter, einen orthodoxen Christen zu heiraten, kann er nicht mehr hinnehmen, sodass er sein eigenes Kind verstößt. Verstoßen und vertrieben werden aber auch die Bewohner von Anatevka, die auf Geheiß des Zaren ihre geliebte Heimat verlassen müssen.
Für die Neuproduktion, die den Broadway-klassiker nach knapp dreißig Jahren endlich wieder auf die Bühne der Oper Graz zurückbringt, haben sich Regisseur Christian Thausing und sein Ausstatterduo Okarina Peter und Timo Dentler ein sinnfälliges Bild für den Aufbruch aus den Traditionen, für die Reise durchs Leben, für den Weg in die ungewisse Zukunft einfallen lassen. Die Bühne wird zum Ort der Erinnerungen an eine längst versunkene Welt, zum Schauplatz der intimen Unterredungen und der eng miteinander verknüpften zwischenmenschlichen Beziehungen, ein Ort der ausgelassenen Fröhlichkeit einer Hochzeit, aber auch des Wütens eines Pogroms. Choreographin Evamaria Mayer vermittelt die überbordende Fröhlichkeit einer jüdischen Hochzeitszeremonie ebenso wie das grenzgängerisch Gewagte des Flaschentanzes, in dem die Mitglieder des Balletts eine Flasche auf dem Kopf zu balancieren haben.
Kühn unterwegs ist auch der eigentliche Titelheld des Musicals,