Kompakte Sternstunde
Zwei klassische Standardwerke zum Saisonauftakt.
Der Corona geschuldete Doppelauftakt zur Saison des Orchesters recreation im Stefaniensaal gestaltete sich mit zwei Standardwerken der Wiener Klassik gleich in mehrfacher Hinsicht zu einer wahren Sternstunde. Mozarts Klarinettenkonzert, gewidmet dessen Freund Anton Paul Stadler („Stodla“), ist eigentlich für Bassettklarinette geschrieben und stellt das musikalische Vermächtnis des Meisters da. Hernach ohne obligate Pause Ludwig van Beethovens „Fünfte“. Die beiden so sattsam bekannten Meisterwerke, von denen ja Interpretationsvergleiche zuhauf existieren, gerieten – jedes für sich – zu einem Ereignis.
Mittlerweile auf eine bedeutende Laufbahn verweisen kann der ehemalige Chefdirigent des recreation-orchesters, Michael Hofstetter. Mit seinem höchst engagierten und in jedem Moment konzentrationsgeladenen Gefolge sorgte der 59-jährige Münchner für eine spannungsreiche, außerordentliche Wiedergabe der Beethoven-sinfonie, die einen gewaltigen Bogen über alle vier Sätze spannte. Das dem Original angeglichene Instrumentarium mit nur zwei (!) Kontrabässen sowie Naturhörnern und Naturtrompeten ließ sorgfältig ausgearbeitete Klangdetails zutage treten. Hinzu kamen vorzüglich disponierte Holzbläser, die sich nicht nur in den heiklen Solostellen im 2. Satz bewährten.
Zuvor aber begeisterte der aus Israel stammende Klarinettist Alexander Gurfinkel mit seiner feinen und ausbalancierten Tongebung so sehr, dass der letzte Teil des Finalsatzes sogar wiederholt wurde. Ein großes Bravo für diesen kompakten musikalischen Abend!