Heftige Kritik an Crashkurs für neue Kinderbetreuer
Pädagogen zeigen sich von den Änderungen irritiert. Doch die Betreiber begrüßen die Regeln.
Die sogenannte Novelle des „Anstellungserfordernisgesetzes“sorgt für ordentlich Wirbel. Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich, wie bereits berichtet, eine Abschwächung für die Anforderung an Kindergartenpädagogen: „Es braucht Entlastung für das Personal, das schon viele Überstunden macht“, begründet Bildungslandesrätin Juliane Bogner-strauß (ÖVP) den Schritt. Das Vorhaben wurde am Dienstag im Landtag beschlossen – per dringlichen Antrag, ohne Begutachtungsfrist. Der darin enthaltene Passus, Pädagogikkenntnisse für gewisse Tätigkeiten mit Kindern in einem 30 Stunden langen Kurs zu erlangen, lässt die Wogen allerdings hochgehen.
Denn: Den Personalmangel kennt man in den Häusern zwar. Dass deswegen aber die Kriterien gesenkt werden, sorgt teilweise für heftige Kritik: „Ich bin wirklich entsetzt, wie man derart qualitätsmindernde Maßnahmen setzen kann“, sagt Brigitte Stampfer. Sie leitet den Pfarr- und Gemeindekindergarten in Tobelbad mit 85 Kindern und 16 Bediensteten und sieht die pädagogische Arbeit kritisch: „Es ist eine Überforderung jener Menschen, die mit diesem 30-Stunden-kurs in einer Kindergartengruppe stehen sollen. Eine Mitarbeiterin, die eine hervorragende Betreuerin ist, erklärte mir, sie sei mit einer Sprachstandserhebung oder einem Entwicklungsgespräch überfordert. Das müssen Pädagogen aber leisten.“
Die Arge Kinderbildung und betreuung forderte das Land daher gestern bereits auf, Verhandlungen aufzunehmen, „damit Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen erarbeitet werden können“, so die Sprecherinnen Brigitte Schwarz-stine und Anita Ledinski in einem offenen Brief. Seitens der Schülerbewegung „Progress Steiermark“ortet man indes „Gift für die Zukunft aller Absolventen der Bundesanstalten für Elementarpädagogik“, wie Vorsitzende Hannah Arnfelser kritisiert. Ein 30Stunden-kurs sei keine langfristige Lösung.
Kopfschütteln löst die Idee auch bei Ines Schaffer, Obfrau des Berufsverbandes für Elementarpädagogik Steiermark, aus: „Dass wir diese Novelle nicht gut finden, ist klar. Wir stehen als Berufsgruppe ja für Qualität.“Dennoch relativiert sie: „Man muss es differenziert sehen. Es kann ja trotzdem nicht jeder x-beliebige diese Ausbildung machen.“Die entsprechenden Mitarbeiter hätten bereits Vorkenntnisse, heißt es vom Land. „Es ist als schnelle Notlösung gedacht, als Entlastung für eine kurze Zeit“, betont Schaffer. Schließlich dürften wegen der Corona-pandemie nun auch Schwangere nicht im Kindergarten arbeiten.
sprechen von einer „Übergangslösung in einer Notsituation“, wie Bettina Schoeller (Wiki) erklärt: „Ich bin froh, dass es diese Lösung gibt, dass wir damit aus dieser Spirale herauskommen.“Peter Schwarz (GIP) unterstreicht: „Wenn man niemanden hat, dann ist eine Person mit Zusatzqualifikationen (also besagtem Kurs, Anmerkung) besser.“Was alle fordern: Der für zwei Jahre fixierte Plan dürfe zu keiner Dauerlösung werden. Zudem müsse man, so die Betroffenen unisono, dem Personalmangel auf den Grund gehen. Und: Wertschätzung, bessere Bezahlung und Ausbildung würden den Beruf des Elementarpädagogen attraktiver machen.
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