Intensiv vertagt
Der Herbstgipfel der EU war nicht gerade ein Gipfel der Entscheidungen. Klima? Gut, aber vertagt. Türkei? Einig, aber vertagt. Budget? Klar, aber vertagt. Afrika? Sicher, aber vertagt. Brexit? Offen, aber vertagt. Fairerweise muss man dazu festhalten, dass bei Gipfeln und wichtigen Ratstreffen oft der Eindruck entsteht, es sei nichts weitergegangen.
Erst mit einiger Distanz und nach einiger Zeit erkennt man die vielen kleinen Schritte, die schließlich zu konkreten Ergebnissen geführt haben.
Schlusserklärungen haben im Vorlauf mehrere Entwürfe, die man nicht selten ganz oder teilweise verwirft.
Manchmal ist es nur ein einziges Wort, um das stundenlang gerungen wird und das entscheidend sein kann.
Diesmal war es das Wort „intensiv“. So waren im Entwurf die Bemühungen der EU bezeichnet worden, sich mit Großbritannien doch noch auf einen Brexit-deal zu einigen. „Intensiv“stand dann nicht im offiziellen Papier und wie erwünscht läuteten an der Themse alle Alarmglocken. Die Eu-länder signalisierten mit dem bewussten Herausnehmen dieses einen Wortes, dass sie sich vom Zirkus der Briten nicht mehr beeindrucken lassen. n einen Satz gegossen, der beim Gipfel und auch anderswo gesprochen wurde, hörte sich das so an: „Die EU arbeitet weiter an einem Deal; aber nicht um jeden Preis.“In diesem Geist verstrich auch das Ultimatum, das Boris Johnson gesetzt hatte, ohne jegliche Folgen.
Wieder einmal ist das Brexit-finale vertagt, was in diesem Fall in Ordnung geht. So bleibt wenigstens die Chance auf einen Mini-deal aufrecht.
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