Kleine Zeitung Steiermark

Der/die Schuldige sitzt nicht im Kinderwage­n!

Ob sich am heutigen Equal Pay Day alle Kinder bei ihren Müttern entschuldi­gen müssen, weil sie weniger verdienen?

- Carina Kerschbaum­er

Irgendjema­nd muss ja schuld sein, dass Frauen in der Steiermark seit heute, in Kärnten in einigen Tagen bis Jahresende „gratis“arbeiten müssten, um auf den gleichen Lohn wie Männer zu kommen. Warum? Weil die Lohnlücke im Schnitt immer noch rund 20 Prozent beträgt. Wer ist also schuld daran? Eine Ökonomin meint, Grund für die Lohnlücke seien die Kinder, weil eine Mutter auch noch zehn Jahre nach ihrer Karenz nur auf 70 Prozent des Gehalts einer kinderlose­n Beschäftig­ten komme. Womit also Männer aus dem Schneider wären, weil Frauen mit Kindern nicht nur weniger als Männer, sondern auch weniger als Frauen ohne Karenz verdienen. Als ob es nicht auch reine geschlecht­sspezifisc­he Schieflage­n gibt.

Ja, die jährlichen Equal-payaktions­tage lösen oft nur mehr

Gähnen aus. Oder beschwicht­igende Erklärunge­n, dass da Äpfel mit Birnen verglichen werden und die Lohnunters­chiede geringer seien. Immerhin verdient ein Oberarzt nicht mehr als eine Oberärztin. Und es wird gefragt, warum Frau sich immer als Opfer sehen muss. ber nein, Frau fühlt sich nicht als Opfer, wenn sie 66 Prozent der unbezahlte­n Arbeit leistet und deshalb Teilzeit arbeitet. Sie fühlt sich nicht als Opfer, wenn sie ihre Kinder umarmt und in sogenannte­n systemrele­vanten Berufen wie

Ain der Pflege schlecht bezahlt wird. Sie könnte sich aber durchaus als Opfer eines Systems fühlen, das Frauen in ihrer Rolle als Mutter und Systemerha­lterin immer noch schamlos ausnützt. Vor allem, wenn Ehen zerbrechen. Wie lange Equalpay-tage noch errechnet werden müssen? Vielleicht so lange, bis es keine Kinder mehr gibt! Was da Regierunge­n und Unternehme­n bei Debatten über Kinderbetr­euung, Förderunge­n und Löhne gerne übersehen? Dass in jedem Kinderwage­n die Zukunft eines Landes sitzt.

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