„Die Struktur ist frauenfeindlich“
sei, „dass überdurchschnittlich viele Frauen in Dienstleistungen mit schlechter bezahlten Kollektivverträgen arbeiten“. Tatsächlich zeigt eine Studie von Sora für die AK, dass Frauen vorwiegend in den systemrelevanten Berufen tätig sind: In der Kinderbetreuung (88 Prozent Anteil), im Einzelhandel (86 Prozent), unter Reinigungskräften (83 Prozent), in der Pflege (82 Prozent) und der medizinischen Assistenz (80 Prozent) arbeiten vor allem weibliche Beschäftigte. Mehr als die Hälfte davon in Teilzeit.
Letzteres sei in Kombination mit den „ausbaufähigen Kinderbetreuungseinrichtungen in der Steiermark“ein Problem, so Pöcheim. Ihren Erhebungen zufolge „gibt es nur in 20 Prozent der steirischen Gemeinden ein Angebot, das einen Vollzeitjob
Prozent mehr Steirerinnen waren laut AMS im August 2020 arbeitslos als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Exakt 20.465 weibliche Arbeitnehmer waren betroffen, davon 6704 Frauen mit Migrationshintergrund. für beide Elternteile ermöglicht, in 65 Landgemeinden gibt es bis heute nur eine Halbtagsbetreuung“. Selbst in Graz gebe es mehr Nachfrage als offene Stellen, heißt es. All das unterstreiche „die frauenfeindliche Struktur in Österreich“.
Zurück zu Corona: Während sich der „Equal Pay Day“zuletzt jedes Jahr um ein bis drei Tage verbesserte, fürchtet die Expertin wegen der Krise nun einen Rückschritt. Denn: Im August 2020 waren beim AMS durchschnittlich 20.465 steirische Frauen arbeitslos vorgemerkt. Und: „In unseren Beratungen merken wir, dass immer mehr Frauen ihre Arbeitszeit verkürzen, weil sie sich noch stärker um die Familie kümmern und Heimunterricht übernehmen.“Andere würden die Karenz verlängern. Zu groß sei die Sorge vor Jobverlust.
Pöcheim plädiert dafür, sich auf den Applaus vom Frühjahr zu besinnen und einen gesellschaftlichen Nachdenkprozess zur Wertigkeit systemrelevanter Berufsgruppen und der dort arbeitenden Frauen zu starten.
Ungleiche Einkommen: Steirische Frauen verdienen durchschnittlich 760 Euro im Monat weniger als Männer. Corona wird den Unterschied vergrößern, warnen Experten.