Haltet die Diebin bitte nicht!
Turbulent, exzessiv, empathisch: In ihrem Debütroman „Dicht“schildert Stefanie Sargnagel virtuos ihre wilden Jugendjahre.
Fallen deutsche Autoren auf die Nase, verfassen sie oft unverzüglich ein entbehrliches Werk über Bodengerüche. Auch die Wiener Multi-artistin Stefanie Sargnagel (34) hat einige Bruchlandungen hinter sich, aber sie mündeten in wunderbare, unbändige Kreativität. Mit bissigen Statements, rhetorischen Kinnhaken und spontanen Aphorismen befeuert sie seit etlichen Jahren die sozialen Medien, nachzulesen in ihrem Buch „Statusmeldungen“. Nun schrieb sie, hochgelobt von Elfriede Jelinek bis Sibylle Berg,
Dicht. Rowohlt, 256 Seiten, 20,60 Euro.
ersten Roman. „Dicht“ist ein autofiktionaler Rückblick auf die turbulenten und exzessiven Jugendjahre. Eine Comingof-ätsch-story gewissermaßen.
ziert ein von der Autorin gezeichnetes Herz. Wer Stefanie Sargnagel auch nur halbwegs kennt, weiß auch, wem dieses Symbol gilt. Den Wiener Randexistenzen, den Lebenskünstlern, den Querdenkern, die einer von beiden Seiten brennenden Kerze gleichen. Und mittendrin statt nur dabei: die spätere Meisterin des Unkonventionellen. Mit 15 Jahren plante sie mit ihrer damals engsten Freundin Sarah die Weltrevolution. Beide waren restlos zugekifft, dicht bis zu den Ohren also, der Umsturz wurde abgeblasen. Dem vorzeitigen Schulabbruch folgten skurrile Gelegenheitsjobs, vor allem aber nächtelange Streifzüge durch die Subkultur, reich an präzisen und witzigen Beobachtungen rund um die Beislbezirksalkoholiker. Lokalkolorit in Reinkultur.
Und viel Außenseitertum, Auflehnung gegen das Bürgertum, aber auch gegen Sexismus, Polizeigewalt und Ignoranz.
Dennoch bleibt der Ich-erzählerin, die rein zufällig Steffi heißt, stets ein durchaus geläufiges Grundgefühl erhalten. Sie fühlt sich unbesiegbar und verloren zugleich. Halt bietet ihr vor allem ein zum vorzeitigen Verglühen verurteiltes Universalgenie namens Michael, an Aids erkrankt. Ihm verdankt die Autoihren