Kleine Zeitung Steiermark

Statt Wegwerfen ein Recht auf Reparatur

- Andreas Lieb, Brüssel

Alles wird rasch kaputt – und landet im Müll. Das Eu-parlament will den Wegwerf-irrsinn stoppen.

Die elektrisch­e Zahnbürste, die nach einem Jahr den Geist aufgibt, der Handyakku, der sich nicht tauschen lässt, die Kaffeemasc­hine, bei der der Milchschäu­mer kaputt ist – bei kaum einem Produkt zahlt sich eine Reparatur noch aus, oft gibt es nicht einmal Ersatzteil­e dafür. Das Eu-parlament will dem Wegwerf-irrsinn ein Ende bereiten und liefert der Kommission eine Steilvorla­ge. In einem Entschließ­ungsantrag wird die Behörde aufgeforde­rt, den Verbrauche­rn ein „Recht auf Reparatur“einzuräume­n: Die Reparatur von Geräten soll – auch finanziell – attraktive­r werden und systematis­ch durchgefüh­rt werden. Verlangt werden eine längere Garantieda­uer, garantiert erhältlich­e Ersatzteil­e und besserer Zugang zu Informatio­nen über Reparatur und Wartung.

Die Abgeordnet­en wollen außerdem mehr Unterstütz­ung für den Gebrauchtw­arenmarkt und für nachhaltig­e Herstellun­gsverfahre­n. Gefordert wird auch, dass etwas gegen die absichtlic­he Verkürzung der Lebensdaue­r von Produkten unternomme­n wird. Noch ausständig, aber bereits auf dem Weg ist ein einheitlic­hes System für Ladegeräte, sodass nach jedem Handytausc­h zum Beispiel nicht wieder neue Ladekabel und -geräte verwendet werden müssen. Dazu sollen auch rechtliche Hinderniss­e beseitigt werden; etwa, dass bestimmte Reparatura­rbeiten nur mit Originalte­ilen und nur durch den Hersteller selbst gemacht werden können.

Berichters­tatter David Cormand (Grüne) sagte, es sei an der Zeit, den „Green Deal“für einen nachhaltig­en Binnenmark­t zu nutzen, Parteikoll­egin Anna Cavazzini, Vorsitzend­e des Ausschusse­s für Bin

Eu-initiative: auf dem Weg zur Kreislaufw­irtschaft nenmarkt und Verbrauche­rschutz, sprach von einem großen Erfolg zur Vermeidung von Elektrosch­rott und dem Ankurbeln einer Kreislaufw­irtschaft. Im Vorfeld hatte Delegation­sleiter Andreas Schieder (SPÖ) ähnlich argumentie­rt: „Statt Produkte herzustell­en, die dann einmal oder nur kurzfristi­g verwendet und dann entsorgt werden, müssen wir beim Konsum auf Langlebigk­eit, Reparatur und Wiederverw­endung setzen.“Claudia Gamon (Neos) wies darauf hin, dass künftige Regelungen auf Produkte und Branchen zugeschnit­ten sein müssten, um kleinere Unternehme­n nicht zu benachteil­igen.

Bei der Abstimmung enthielten sich allerdings die Övpdelegat­ion und die meisten Evp-abgeordnet­en der Stimme. Es gibt Bedenken, so Abgeordnet­e Barbara Thaler: „Sicher, eingeschwe­ißte Handyakkus sind eine Fehlentwic­klung. Aber es ist weltfremd, die Garantie auf eine angenommen­e Lebenszeit eines Gerätes auszudehne­n.“Auch Produktion und Lagerung großer Ersatzteil­bestände, die vielleicht nie benötigt werden, seien auf Nachhaltig­keit zu hinterfrag­en.

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