Mit Rentierfleisch zum Erfolg
Alexander Kirchmaier ist Chef einer schwedischen Jerky-firma. „Forbes“ehrte ihn dafür als einen von „30 Under 30“.
Rentiere und Elche gelten in Skandinavien traditionell als Delikatesse. Der gebürtige Grazer Alexander Kirchmaier machte sich diesen Umstand zunutze und vertreibt seit rund vier Jahren mit seiner Firma Renjer nachhaltiges Jerky (in Streifen geschnittenes, mageres Trockenfleisch). Der 29Jährige verließ seine Heimat im August 2016 in Richtung Schweden und mauserte sich dort vom Verkaufstalent zum erfolgreichen Unternehmer.
Kirchmaier wuchs in Premstätten auf und besuchte die HTL Kaindorf mit Schwerpunkt Softwareentwicklung. Neben der Schule begann er im Alter von 17 Jahren als selbstständiger Außendienstvertreter zu arbeiten. Eine Karriere als Betriebswirt schloss er nach dem Bachelorstudium in Graz aus, weil er „kein kleines Rad in einem großen Unternehmen“sein wollte. Die Suche nach einem interessanten Aufbaustudium führte ihn schließlich nach Lund, wo er in „Entrepreneurship and Innovation“graduierte. Warum die Uni seine Bewerbung angenommen hat, weiß Kirchmaier bis heute nicht: „An den Noten kann es nicht gelegen haben.“
Das Geschäftskonzept zu Renjer entsprang einem Ideentagebuch, das Alexander und seine Kommilitonen für die Uni führen mussten. Gemeinsam mit dem Deutschen Tim und dem Finnen Anton setzte er das Studienprojekt in die Tat um: Sie kauften gefrorenes Rentierfleisch, trockneten es im eigenen Ofen, experimentierten mit Gewürzen und verteilten erste Kostproben ihres Jerkys an der Uni. Später erweiterten sie das Produktangebot um die Geschmäcker Elch und Hirsch. Mit dem Auto klapperten sie zunächst skandinavische Touristenrouten ab und fanden rund 30 Verkaufspartner. um sprichwörtlichen Karrieresprungbrett wurde 2019 ein Auftritt in der deutschen Gründershow „Die Höhle der Löwen“. Das Verkaufsgespräch der drei Freunde überzeugte den Vertriebsspezialisten
Ralf Dümmel, der ihnen zehn Prozent der Firmenanteile abkaufte. Inzwischen hat man sich wieder getrennt, weil das hochwertige Produkt nicht ganz mit dem Billigsektor des Einzelhandels vereinbar ist.
Seit der Firmengründung wuchs der Umsatz von Renjer auf 1,2 Millionen Euro, die Marke ist in 30 Ländern online erhältlich. Kürzlich wurde die deutschsprachige Ausgabe des renommierten „Forbes“-magazins auf Kirchmaier aufmerksam und nahm ihn in die Liste der 30 vielversprechendsten Österreicher unter 30 auf („30 Under 30“). Demnächst kehrt der Verkaufs- und Marketingprofi in seine Heimat zurück. Das Geschäft soll aber weiterlaufen. Dass Ortsgebundenheit dafür keine Voraussetzung ist, haben die letzten Monate im Homeoffice gezeigt.