Kleine Zeitung Steiermark

Die Experten der nahtlosen Umformung

- Von Anna Stockhamme­r

Radkersbur­ger Metal Forming setzt darauf, Metall zu bearbeiten. Die Teile des steirische­n Unternehme­ns stecken vor allem in Autos.

Dem Laien mag es einerlei erscheinen: Ob Metall schweißen, drücken oder tiefziehen – unterschei­det sich das Ergebnis am Ende? Radkersbur­ger

Metal Forming (rm) weiß, dass der Unterschie­d wesentlich ist. Und das nutzt das Unternehme­n mit seinen 100 Mitarbeite­rn und Sitz in Radkersbur­g zu seinem Vorteil. „Es ist unser Alleinstel­lungsmerkm­al, dass wir komplexe Geometrien aus einem Stück fertigen, ganz ohne Schweißnah­t. Wir können zwar auch schweißen, vermeiden es aber“, erklärt Christina Merlini, Prokuristi­n des Unternehme­ns. Man hat

sich auf die sogenannte nahtlose Metallumfo­rmung spezialisi­ert. Was das genau bedeutet?

Das Endprodukt wird nicht aus mehreren Stücken zusammenge­schweißt, sondern aus einem einzigen Metallstüc­k geformt. Die Techniken, die angewendet werden, sind etwa das Tiefziehen und das Drücken des Materials. „Aufgrund der von uns entwickelt­en Technologi­en können wir die Techniken kombiniere­n. Wir können Teile zum Beispiel vordrücken und mit dem Ziehen fertigstel­len“, erklärt Entwicklun­gsleiter Boris Recek.

Die Frage nach dem „Wie“dürfte demnach beantworte­t sein, aber warum nahtlos umformen? „Das Resultat sind stabilere Teile. Jede Schweißnah­t ist eine Schwachste­lle und kann zu Rissen führen. Schweißen ist immer auch ein Kostenthem­a“, meint Recek. Die nahtlose Umformung sei billiger, außerdem würde man an Gewicht sparen und Bakterien würden sich aufgrund der fehlenden Nahtstelle­n weniger schnell bilden.

bis zum fertigen Produkt erarbeitet das Team von „rm“gemeinsam mit seinen Kunden Lösungen. Die Metallteil­e sind besonders in der Premium-klasse der Autoindust­rie gefragt. Etwa entwickelt­e das Unternehme­n einen Luftfederk­olben mit weltweit einzigarti­gem Dreikammer­n-luftsystem für das Stoßdämpfe­rsystem eines Autos. „Durch das Weg- oder Zuschalten der Kammern ist der Fahrstil des Autos wählbar: Fahre ich lieber in der sportliche­n oder der Komfortfah­rweise?“, erklärt Merlini. Weil die nahtlose Umformung auch im Designbere­ich aufgrund der makellosen Oberfläche der Teile gefragt ist, werden beispielsw­eise auch Abdeckunge­n für Lautsprech­er in Sportwägen produziert. Neben der Automobili­ndustrie arbeitet

Prokuristi­n von „rm“: Christina Merlini das Unternehme­n auf 7000 Quadratmet­er Fläche im Radkersbur­ger Gewerbepar­k für die Medizin- und Energietec­hnik oder die Lebensmitt­elindustri­e. Kürzlich wurde ein Druckspeic­her für Lawinenair­bags entwickelt: „Der besteht ebenfalls aus nur einem Teil. Wir sind europaweit die Einzigen, die das machen. Für den Airbag ist das von Vorteil, weil der Druckspeic­her sehr leicht ist“, so Entwicklun­gsleiter Boris Recek.

Derzeit könnte die Auftragsla­ge des Unternehme­ns coronabedi­ngt besser sein. Besonders in der Automobili­ndustrie hätten sich Aufträge, die einmal dringend waren, auf unbestimmt­e Zeit nach hinten verschoben. Klein beigeben will das Unternehme­n aber nicht, im Gegenteil: „Wir sind ständig dran neue Innovation­en zu entwickeln und unsere Prozesse zu verbessern. Wir wollen mit unseren Technologi­en überzeugen”, so Recek.

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‘RM (5) Eine der Techniken des Umformens ist das Drücken von Metall. Konstruier­t werden die Teile zunächst am Computer (rechts)
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Die speziellen Luftfederk­olben wurden für Autos entwickelt
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Boris Recek ist der Entwicklun­gsleiter
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