Ermittlungen und ein
Heimträger kündigt erkrankte Pflegedienstleiterin von St. Lorenzen. Justiz geht Verdacht nach, Angehörige lobt Personal.
Die Abc-abwehreinheit des Bundesheers konnte wieder abrücken, das Seniorenheim „Tannenhof“in St. Lorenzen im Mürztal wurde gründlich desinfiziert. Noch einige Tage länger werden die Soldaten des Sanitätszentrums Süd die Pflege der knapp 40 Bewohner weiterführen. Zumindest so lange, bis das Stammpersonal (15 der 32 Mitarbeiter wurden positiv getestet) bzw. externe Pflegekräfte in ausreichender Zahl wieder zur Verfügung stehen. Die Spezialisten des Bundesheeres haben einen Pflegeplan erstellt, der einen reibungslosen Übergang sicherstellen soll.
Unterdessen wird die Staatsanwaltschaft Leoben das Landeskriminalamt mit Ermittlungen gegen das Heim beauftragen. Es bestehe der „Anfangsverdacht der Vernachlässigung und der Gefährdung durch übertragbare Krankheiten“, bestätigte Sta-sprecher Andreas Riedler die Übermittlung einer Sachverhaltsdarstellung der Bezirkshauptmannschaft.
Reagiert hat auch der Träger des Heims, die Gruppe Graz des Arbeitersamariterbundes. Der Pflegedienstleiterin, die selbst schwer erkrankt ist, wurde gekündigt, teilte Geschäftsführer
Peter Scherling der APA mit. Scherling würde der Staatsanwaltschaft helfen wollen aufzuklären, welches „Versagen“in seinem Heim stattgefunden haben könnte. Tenor: „Das gehört natürlich aufgeklärt und es ist gut, dass das die Staatsanwaltschaft macht, weil wir selbst das nicht könnten.“
Angehörige einer kürzlich verstorbenen Bewohnerin des Tannenhofs brechen jedenfalls eine Lanze für das Pflegepersonal,
eine Durchmischung der Teams weitgehend vermieden werden. Das reicht so weit, dass nicht die gleiche Umkleide verwendet werden soll. Und dann kommen noch viele kleinere
Aspekte hinzu, die unscheinbar wirken mögen, aber nicht weniger wichtig sind. Etwa, dass man die Wäsche aus einem Covid-bereich in farblich gekennzeichnete Säcke für Kontaminiertes gibt, damit das Personal in der Wäscherei gewarnt ist oder dass man Schutzkleidung in der richtigen Reihenfolge ablegt.
Für Außenstehende drängt sich aber wohl die Frage auf, ob man sich auf genau diese Situationen nicht schon früher hätte vorbereiten können?
Definitiv konnte man sich theoretisch vorbereiten. Ich glaube, das ist auch passiert. Aber es ist noch einmal etwas anderes, wenn man dann in einer Krise mittendrin ist. Die Belastung für die Belegschaft ist enorm. Schon die Pflege an sich ist sehr fordernd. Dann kommen noch neue Herausforderungen und Ängste rund um Corona dazu. Interview: Raphael Ofner