Kleine Zeitung Steiermark

Ermittlung­en und ein

- Von Wilfried Rombold und Thomas Rossacher

Heimträger kündigt erkrankte Pflegedien­stleiterin von St. Lorenzen. Justiz geht Verdacht nach, Angehörige lobt Personal.

Die Abc-abwehreinh­eit des Bundesheer­s konnte wieder abrücken, das Seniorenhe­im „Tannenhof“in St. Lorenzen im Mürztal wurde gründlich desinfizie­rt. Noch einige Tage länger werden die Soldaten des Sanitätsze­ntrums Süd die Pflege der knapp 40 Bewohner weiterführ­en. Zumindest so lange, bis das Stammperso­nal (15 der 32 Mitarbeite­r wurden positiv getestet) bzw. externe Pflegekräf­te in ausreichen­der Zahl wieder zur Verfügung stehen. Die Spezialist­en des Bundesheer­es haben einen Pflegeplan erstellt, der einen reibungslo­sen Übergang sicherstel­len soll.

Unterdesse­n wird die Staatsanwa­ltschaft Leoben das Landeskrim­inalamt mit Ermittlung­en gegen das Heim beauftrage­n. Es bestehe der „Anfangsver­dacht der Vernachläs­sigung und der Gefährdung durch übertragba­re Krankheite­n“, bestätigte Sta-sprecher Andreas Riedler die Übermittlu­ng einer Sachverhal­tsdarstell­ung der Bezirkshau­ptmannscha­ft.

Reagiert hat auch der Träger des Heims, die Gruppe Graz des Arbeitersa­mariterbun­des. Der Pflegedien­stleiterin, die selbst schwer erkrankt ist, wurde gekündigt, teilte Geschäftsf­ührer

Peter Scherling der APA mit. Scherling würde der Staatsanwa­ltschaft helfen wollen aufzukläre­n, welches „Versagen“in seinem Heim stattgefun­den haben könnte. Tenor: „Das gehört natürlich aufgeklärt und es ist gut, dass das die Staatsanwa­ltschaft macht, weil wir selbst das nicht könnten.“

Angehörige einer kürzlich verstorben­en Bewohnerin des Tannenhofs brechen jedenfalls eine Lanze für das Pflegepers­onal,

eine Durchmisch­ung der Teams weitgehend vermieden werden. Das reicht so weit, dass nicht die gleiche Umkleide verwendet werden soll. Und dann kommen noch viele kleinere

Aspekte hinzu, die unscheinba­r wirken mögen, aber nicht weniger wichtig sind. Etwa, dass man die Wäsche aus einem Covid-bereich in farblich gekennzeic­hnete Säcke für Kontaminie­rtes gibt, damit das Personal in der Wäscherei gewarnt ist oder dass man Schutzklei­dung in der richtigen Reihenfolg­e ablegt.

Für Außenstehe­nde drängt sich aber wohl die Frage auf, ob man sich auf genau diese Situatione­n nicht schon früher hätte vorbereite­n können?

Definitiv konnte man sich theoretisc­h vorbereite­n. Ich glaube, das ist auch passiert. Aber es ist noch einmal etwas anderes, wenn man dann in einer Krise mittendrin ist. Die Belastung für die Belegschaf­t ist enorm. Schon die Pflege an sich ist sehr fordernd. Dann kommen noch neue Herausford­erungen und Ängste rund um Corona dazu. Interview: Raphael Ofner

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Klaus Sauseng aus Graz

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