Das Erbe des Seebären
Iglo verlor den Kampf um das exklusive Recht an seiner Tv-ikone.
Ahoi, meine Lieben! Wer immer noch an der Kraft der Werbung zweifelt, imaginiere nun das Wort „Iglo“. Wer jetzt nicht an Fischstäbchen und einen großväterlichen Seebären mit kinderverträglichem Gemüt denkt, darf weiter zweifeln. Die wohl überwiegende Mehrheit aber möge nun aufkeimende Fressattacken überwinden – obwohl panierter Fisch und Zeitungspapier mancherorts lange ein untrennbares Gespann bildeten. Ähnlich unzertrennlich wie der norddeutsche Tiefkühlverpfleger Iglo und seine über Jahrzehnte gepflegte Werbe-ikone mit dem Rauschebart und dem unerschöpflichen Pressfischvorrat an Bord, der all sein Gold regelmäßig an eine Bande enthusiasmierter Sängerknaben verlor. Arrrrh!
Doch während die kleinen Freibeuter nur im TV Schaden verursachten, befürchtete Iglo tatsächlichen Schaden durch den Mitbewerber Appel Feinkost – und klagte! Denn auch dort wird das Seebärenklischee gnadenlos bemüht und mit dem Konterfei eines gut gealterten, aber schlecht rasierten Mannsbilds geworben. Und natürlich trägt auch dieser vermeintliche Käpt’n das obligatorische dunkelblaue Kappl.
Iglo schmeckt das gar nicht, das mit dem Streit befasste Münchener Landgericht wischte nun allerdings die Plagiatsvorwürfe von Deck. Denn der an den Pranger gestellte Zwilling unterscheidet sich laut Urteil ausreichend vom Original. Immerhin trage dieser eine „Elblotsenmütze“, der andere eine Kapitänsmütze – und die Blautöne unterscheiden sich. Und anders als Käpt’n Iglo trägt der Appelwerbemax keinen muffigen Rollkragenpulli, sondern „eine karierte Weste mit Krawatte und Seidenschal.“Daher sei klar, dass es sich nicht um einen weiteren Seemann handle, sondern um einen „gut situierten Herrn im eleganten Dreiteiler“, und der ist daher quasi die schickere, modernere Variante des alten Iglo.
Wenn Iglo clever ist, setzt man nun Kurs auf das 21. Jahrhundert und lässt eine gestandene Seebärin ans Steuer.