„Ich will etwas zurückgeben“
Zum heutigen Tag des Ehrenamts: Reinhard Auer (65) ist seit Jahrzehnten bei der Bergrettung in Rottenmann tätig.
Sucht man nach dem roten Faden in Reinhard Auers Leben, stößt man wohl auf die Berge. „Es ist immer alles irgendwie mit dem Alpinen verbunden gewesen bei mir“, stellt der 65-Jährige fest. Seit 20 Jahren ist er bei der Bergrettung – als Einsatzleiter in der obersteirischen Gemeinde Rottenmann und als Landesreferent der Canyoning-rettung. „Überall dort, wo es eine Wasserproblematik gibt, ob in einer Schlucht oder in einem Fluss, der nur alpin zugänglich ist, werden wir beigezogen“, beschreibt Auer, der zum Beispiel den Einsatz in der Bärenschützklamm im Juli mitkoordinierte, ein Felssturz kostete dort drei Menschen das Leben.
Trotz des roten Fadens weiß Auer erst einmal nicht, wo er anfangen soll, wenn man ihn nach seinem Werdegang fragt. Es gibt da nicht nur „ein Schubladerl“, sagt er. Nach der Matura in Eisenerz begann er Medizin zu studieren. Nebenbei arbeitete er „schon immer“als Skilehrer. Zwischendurch machte er die Ausbildung zum Tischler und verbrachte fünf Jahre in Sibirien, um eine Türenund Fensterfabrik aufzubauen.
Als er auf den Kajakrennsport kam, war es um ihn geschehen: „Ich habe mir gedacht: Das Schönste wäre, eine Kajakschule aufzumachen.“
Gesagt, getan. Seit 40 Jahren betreibt er seine Schule in Rottenmann. Er bietet Kajak- und Raftingtouren an und arbeitet eng mit Schulen zusammen. „Besonders bei verhaltensauffälligen Kindern merken wir, dass sich im Wildwasser alles relativiert. Die schlimmsten Burschen werden dann ganz glücklich und toll“, erzählt Auer.
Wenn er gerade nicht bei der Bergrettung oder in der Kajakschule im Einsatz ist, arbeitet Auer als Chef der Lawinenkommission Rottenmann, bei seiner Holzschlägerungsfirma oder als Sachverständiger am Gericht. Seit über 20 Jahren wird er in ganz Österreich zurate gezogen, wenn es um Angelegenheiten des Wildwassersports geht. Den Ursprung für seinen Hang zur Natur vermutet er in seinem Elternhaus: „Wir sind immer schon gewandert, geklettert und mit Skiern unterwegs gewesen. Das hat mich geprägt.“eil er „etwas zurückgeben will“, hat der gebürtige Eisenerzer damals angefangen, sich ehrenamtlich zu engagieren. „Irgendwann merkst du, dass du sehr viel Glück im Leben gehabt hast, und dann würdest du gern selbst einmal der sein, der anderen hilft.“Demnächst tritt der 65-Jährige seine Führungspositionen bei der Bergrettung ab. Er übergibt dann an den „motivierten Nachwuchs“.
Wenn auch nicht als Leiter, aktiv bleiben will er bei der Bergrettung. „Du bekommst so viel zurück, wenn du wem helfen kannst.“Bei der Bergrettung habe er gelernt „den Tod als Gesetzmäßigkeit des Lebens“anzuerkennen. „Oft können wir nicht mehr helfen. Das ist auch das Leben.“