Kleine Zeitung Steiermark

Wie konnte es so weit kommen?

-

Der „Wutbauer“wurde mit Spenden gerettet, sehr viele heimische Höfe kämpfen weiter ums Überleben – jeden Tag sperrt einer zu. Was läuft schief? Eine Bestandsau­fnahme.

VEin Themenschw­erpunkt der Kleinen Zeitung on Grund und Boden ist es gleich bleiben. Ernährte ein man mit Bauern, heißt es häufig: der Coronakris­e schärften sich oft nicht weit zum Abgrund. Landwirt hierzuland­e vor 20 „Wir wollen vom Produkt leben, die Sinne vieler Kunden für Regionales, Das Dilemma des Jahren laut Wifo statistisc­h 67 nicht von den Förderunge­n.“ein Hoffnungss­chimmer. hoch gelegenen wie hoch verschulde­ten Personen, so waren es 2017 Wo jedoch Konsumente­n

3 Bergbauern­hofs von schon 117. Die Durchschni­ttsfläche Weltmarkt regiert. Auch im die Rohware nicht sehen (bei Christian „Wutbauer“Bachler pro Hof in Österreich stieg hintersten Winkel der Steiermark verarbeite­ten Produkten oder in und die spektakulä­re Wende via seit dem Eu-beitritt 1995 von 10 kann man sich nicht vom Gastro- und Großküchen), landet Spendenakt­ion hat viele Emotionen auf 19,8 Hektar, die Zahl der Rinder Weltmarkt abschotten. Wenn, noch häufig anonyme Importware ausgelöst. Beim betroffene­n pro Hof von 20 auf 32, bei wie zuletzt, an der deutsch-polnischen am Teller. Die Folge Murauer, der nun all seine Schweinen von 35 auf 109. Die, Grenze mit Schweinepe­st sieht man beim aktuellen Thema Schulden los ist, bei Funktionär­en die weitermach­en, versuchen infizierte Wildschwei­ne gefunden Tiertransp­orte: 70 Prozent von Banken und Kammern, (oft gezwungene­rmaßen) mit werden, fällt auch in der des Kalbfleisc­hs in Österreich die plötzlich zur Wut-zielscheib­e größerer Menge sinkende Preise Steiermark der Schweinepr­eis stammt aus dem Ausland. wurden. Aber vor allem bei zu kompensier­en. Produktion­squoten um fast 20 Prozent – weil Gleichzeit­ig werden pro Jahr vielen steirische­n Bauern, im (wie seinerzeit bei Deutschlan­d von Exportsper­ren 50.000 Kälber aus Österreich Wissen, dass nicht die ganze Milch) gibt es nicht mehr – der betroffen ist und sein Schweinefl­eisch exportiert, weil Mäster hierzuland­e steirische Landwirtsc­haft mit freie Markt regiert. Ein Teufelskre­is, am Eu-binnenmark­t unterbring­en nicht mit den Preisen der Spenden aufrechter­halten wird. der nicht selten in globaler will. Zum Billigprei­s. Holländer mithalten können. Tatsache ist, dass sich die Zahl Überproduk­tion und Überlastun­g

4 5 der Bauernhöfe seit 1970 in der der bäuerliche­n Familienmi­tglieder Billigdikt­at. Auch wenn im Effizienz vs. Schuldenfa­lle. Steiermark auf rund 36.500 halbiert mündet, beginnt. globalen Vergleich die Betriebe Um wettbewerb­sfähig zu hat. Im Schnitt sperrten hierzuland­e kleiner, die bleiben (und weil Arbeitskrä­fte

2 seit 2010 jeden Tag 1,3 steirische Förderungs­abhängigke­it. Im Produktion aufwendige­r (47 fehlen), investiere­n Bauern in Bauernhöfe für immer zu. Doch Schnitt erzielte ein steirische­r Prozent der steirische­n Höfe Effizienz. Doch schlagkräf­tige wo liegen die Gründe? Bauernhof im Vorjahr ein sind Bergbauern) und die Auflagen Maschinen und Digitalisi­erung

Einkommen von 23.369 Euro oftmals strenger sind – im kosten. Ein Traktor mit 100 PS 1

Wachse oder weiche. Der (minus 9 Prozent zu 2018). Da Regal muss das lokale Produkt kostet heute schnell 100.000 Strukturwa­ndel in der Landwirtsc­haft sind die öffentlich­en Förderunge­n gegen Billigkonk­urrenz von Irgendwo Euro – doppelt so viel wie vor 15 ist kein neues Phänomen, schon eingerechn­et. Sie machen reüssieren. Und der Österreich­er Jahren. Auch bei Spezialern­temaschine­n er konnte seit der Industrial­isierung im Schnitt 66 Prozent des wurde zum Schnäppche­njäger für Bergbauern ist nie gestoppt werden. Bauerneink­ommens aus. Derzeit erzogen – bereits ein man schnell in diesen Preisklass­en. Kleine Betriebe hören auf. werden die Karten in Brüssel Drittel der Lebensmitt­el in Supermärkt­en Doch die Preise von Milch, Weniger machen mehr, weil Fläche für die nächste Förderperi­ode werden als Aktionswar­e Fleisch und Co. blieben weitgehend und Tierbestan­d annähernd neu gemischt. Aber spricht verkauft. Nicht zuletzt in auf dem Niveau vor dem

Euro Einkommen (inkl. Förderung) erzielte ein österreich­ischer Bauernhof laut Grünem Bericht 2019. In der Steiermark waren es 23.369, in Oberösterr­eich 35.487 Euro. Das Einkommen von Bergbauern lag um ein Drittel unter jenen in Gunstlage.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ?? J. FUCHS (3)
FRÖHLICH, FOTOLIA, KASUPOVIC ?? Rettung des Hofs von Christian Bachler löste Debatte über Situation heimischer Bauern aus
J. FUCHS (3) FRÖHLICH, FOTOLIA, KASUPOVIC Rettung des Hofs von Christian Bachler löste Debatte über Situation heimischer Bauern aus
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria