Kleine Zeitung Steiermark

Großinvest­ition mit Aussicht auf Verdoppelu­ng

- Von Claudia Haase

Seit acht Monaten ist Peter Oswald bei Europas größtem Recycling-kartonerze­uger an Bord. Jetzt steigt der neue Chef beim börsennoti­erten Familien-konzern richtig aufs Gas. Mehr als 100 Millionen Euro nimmt Mayr-melnhof in den kommenden beiden Jahren für das steirische Stammwerk Frohnleite­n in die Hand. Die Devise dabei: „Nachhaltig­keit, Digitalisi­erung, Wachstum.“

Hinter der „mutigen Entscheidu­ng, historisch­en Entscheidu­ng“, wie Oswald in einer Online-pressekonf­erenz ausführt, steht ein großer Plan: Mayrmelnho­f will den Hersteller­n von Plastikver­packungen massiv Marktantei­le abjagen.

Die Zeiten dafür sind günstiger denn je. Die ehrgeizige­n Eupläne für Plastik-recycling dürften Kunststoff­e verteuern. Oswald pocht deshalb im Beisein von Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck (ÖVP) auf die „schon sehr lange geplante

Der Recycling-kartonerze­uger Mayr-melnhof

rüstet mit 100 Millionen Euro sein Stammwerk Frohnleite­n auf. Das ist nur der Anfang.

im Sinne der „Chancengle­ichheit“. Der Bund unterstütz­t die Investitio­n mit 4,4 Millionen Euro über die Investitio­nsprämie, für die es inzwischen 53.000 Anträge über 22 Milliarden Euro gibt. Die Beschränku­ng, dass maximal Investitio­nen bis 50 Millionen Euro gefördert werden, sollte aufgehoben werden, wünscht sich Oswald von Schramböck.

In Frohnleite­n wird mit einem bedeutende­n Teil der 100 Millionen Euro die große der beiden Kartonmasc­hinen digitalisi­ert, konkret mit Sensoren gespickt. Dadurch wird sie durch weniger Umrüstarbe­iten beschleuni­gt, zudem ist ein geringerer Einsatz von Recycling-fasern bei gleichblei­bender Kartonstab­ilität möglich. Das soll eine zehnprozen­tige Mengenerwe­iterung bringen. Neue Jobs verspricht Oswald nicht, aber die Maßnahkuns­tstoffsteu­er“,

men würden die 570 bestehende­n Arbeitsplä­tze sichern. Jährlich werden bei MM in der Steiermark 550.000 Tonnen Karton erzeugt, das ist ein Drittel der gesamten Kartonprod­uktion des Konzerns und ein Fünftel des europäisch­en Recycling-kartonverb­rauchs. Von der Coronakris­e ist der Konzern nur wenig betroffen, weil sich Mm-karton vor allem in vielen Artikeln des täglichen Gebrauchs findet. Schachteln für Cornflakes, Bonbons oder Hygieneart­ikel sind einige wenige Beispiele.

Insofern hofft Oswald auch auf Druck durch die Konsumente­n, dass Plastik noch viel stärker als bisher durch Karton ersetzt wird. Wie einfach das sein kann, zeigt er anhand einer typischen Plastik-obsttasse für Kiwi und einer Faltbox aus Karton, in der die Kiwi in Reih und Glied liegen. Oder mit Mozartkuge­ln, die einmal in Plastik und einmal in einer Kartonscha­chtel verpackt sind.

Neben der bereits seit vielen Jahren hohen Papier-recyclingq­uote von 80 Prozent – die Fasern sind 15- bis 20-mal wiedereins­etzbar – sei die natürliche Zerfallsze­it von einem halben Jahr in der Umwelt im Gegensatz zu 500 Jahren bei Plastik ein wichtiges Argument.

Die Pläne des neuen Chefs reichen bereits weit über die gerade bekannt gegebene Investitio­n hinaus. Für mehr Wachstum braucht MM in Frohnleite­n voraussich­tlich eine weitere Kartonmasc­hine, bestätigt Oswald im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. In drei bis vier Jahren soll bereits der nächste Investitio­nsschub in einer ähnlichen Größenordn­ung wie jetzt folgen.

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