Schnee, der auf Schlote fällt
„Streulicht“, der Debütroman von Deniz Rohde, ist eine Anklageschrift ohne
lautstarke Anklage.
Schnee! Aber keine schönen Flocken von oben, über die Kinder fröhlich jauchzen. Industrieschnee! Ätzend, stinkend, er kommt aus den Fabrikschloten des Ortes; niemand jauchzt, aber die Menschen hier leben davon, von den Arbeitsplätzen in den Fabriken. Für Romantik ist hier kein Platz, die kommt höchstens abends aus den Tv-geräten. Hierher, in diesen Industriepark irgendwo in Deutschland, kehrt die Ich-erzählerin in Deniz Ohdes Debütroman „Streulicht“zurück. Ein Arbeiterkind, das das Weite gesucht hatte, weil in der Nähe keine Zukunft zu haben war. Der Vater hat sein Leben lang Aluminiumbleche in giftige Laugen getunkt, die Mutter war der Enge entflohen. Jetzt sitzt der Vater in der Küche und trinkt.