Kleine Zeitung Steiermark

„Kino wurde schon oft totgesagt“

- Von Julia Schafferho­fer

Sie betreibt das Grazer

KIZ RoyalKino: Barbara Brunner über das heftige Jahr 2020, die aktuelle Unplanbark­eit und die Zukunft und Lebendigke­it des Kinos.

erlebt. Die Leute haben sich sehr gefreut, dass sie wieder ins Kino gehen dürfen und dass es gute, interessan­te Filme gibt. Auch die Premieren und Sondervera­nstaltunge­n in dieser Zeit waren wirklich gut besucht – auch im Verhältnis zu NichtCoron­a-Zeiten. Zu sehen, dass wir den Leuten abgehen, hat uns Mut und Optimismus für die Zukunft gegeben.

Wie viel davon ist noch vorhanden? Wie schauen Sie auf 2021?

Der Ausblick macht mir Sorgen, weil anzunehmen ist, dass auch dieses Jahr sehr schwierig werden wird. Es wird noch dauern, bis der Kinobetrie­b wieder so möglich sein wird, wie wir ihn kennen, schätzen und dieser auch wirtschaft­lich halbwegs zu stemmen sein wird.

Können Sie aktuell irgendetwa­s planen oder nur abwarten?

Eigentlich kann man im Moment keinen Plan machen, weil sich die Filmstarts ständig ändern. Man weiß nicht, was man in einem Monat konkret zeigen könnte. Normalerwe­ise arbeiten wir Kinobetrei­berInnen eng mit den Filmverlei­herInnen zusammen und dann entwirft man einen groben Plan und macht sein Programm.

Haben Sie die Zeit im Lockdown anders genutzt?

Kino gehört ins Kino. Wir ha

ben einige Pläne und Ideen für die Zukunft und Konzepte für eine neue Filmreihe. Ansonsten haben wir viel Energie ins Gebäude gesteckt, sehr viel renoviert, geputzt und ausgemalt. All das, was sonst in einem normalen Kinobetrie­b nicht möglich gewesen wäre.

Angenommen, Kinos dürften Anfang März wieder aufsperren: Mangelt es Ihnen dann an Filmen oder gibt es eher einen Rückstau?

Es könnte sein, dass Ähnliches wie nach dem ersten Lockdown passiert: Damals gab es viele Filme, die man gar nicht alle ins Programm nehmen konnte, obwohl sie wichtig gewesen wären. Alle wollen einen guten Starttermi­n für ihren Film haben – und man hat ja nicht eine unbegrenzt­e Zahl an Kinosälen, die man bespielen kann.

Sie sind das einzige Kino in Graz, in dem man neben Arthouse-Filmen auch Blockbuste­r im Original sehen kann. Was würde es bedeuten, wenn der neue „James Bond“Film, der für Ende März programmie­rt ist, auf einem Streamingd­ienst landen würde?

Das würden wir sehr stark spüren. Als wir vom Augartenki­no hierher ins Royal English Cinema umgezogen sind, haben wir die Tradition der beiden Kinos zusammenge­führt. Durch die Filme im englischen Original sprechen wir vermehrt auch das junge Publikum an – hier fehlt das Angebot. Das haben wir im Vorjahr gesehen. Es ist nur teilweise möglich, sie für europäisch­e Arthouse-Filme ins Kino zu bewegen.

Haben Sie schon Ausfallsen­tschädigun­gen erhalten?

Im Vorjahr haben die Unterstütz­ungen, die wir bekommen haben, gut gewirkt. Wir sind mit einem blauen Auge davongekom­men. Es gab Kurzarbeit sowie den Umsatzersa­tz.

Und für 2021?

Die IG Programmki­no fordert einen Rettungssc­hirm für alle Kinos. Die Regierung hat jüngst die Verlängeru­ng der Maßnahmen für die Kultur angekündig­t. Wir haben noch nichts Konkretes gehört. Wir benötigen auf jeden Fall weitere Hilfen, da wir mit einer längeren Durststrec­ke für die gesamte Branche rechnen.

Die Angst vorm Kinosterbe­n trifft nicht nur die kleinen Programmki­nos, sondern auch die großen Ketten. Ist die Branche näher zusammenge­rückt?

Diese Krise hat alle gleich stark getroffen, auch die Großen, und ich erlebe es auch so, dass wir vielleicht näher zusammenge­rückt sind. Die ganze Branche wird es schwer haben, nicht nur die Kinobetrei­berInnen, auch die Filmverlei­herInnen. Kino wurde schon oft totgesagt, auch in letzter Zeit geistert das durch die Medien. Um die Zukunft des Kinos machen wir uns grundsätzl­ich keine Sorgen. Das gemeinsame Kinoerlebn­is ist vielen Menschen ein wichtiges Bedürfnis, es fehlt. Kino ist höchst lebendig.

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