Schutz vor der Pandemie aus der Panzerhalle
Erst im März 2020 aus dem Boden gestampft, ist Aventrium heute der größte Anbieter von Schutzmasken in Österreich. Produziert wird in einer ehemaligen Kaserne.
Ein Lageplan samt Offizierskasino, Versorgungsregiment und Militärmusik, hie und da ein BundesheerLogo. Sonst erinnert am Gelände der Grazer Kirchnerkaserne nicht mehr viel an das Militär. Im März 2016 sind die letzten Panzer ausgezogen, davor war die frühere Schönaukaserne aber seit 1828 vom Heer genutzt worden – von der k. u. k. Armee, vom Bundesheer und auch den Besatzungsmächten.
„Jetzt sorgen wir am Gelände wieder für den Schutz der Bevölkerung, nur ganz anders“, sagt Dominik Holzner, der hier im März 2020 mit seiner Firma Aventrium Healthcare – vorübergehend – seine Zelte aufgeschlagen hat. Ganz anders heißt
hier: Man produziert Schutzmasken gegen Corona. Das Portfolio der Firma umfasst Mund-Nasen-Masken in BasisForm und in medizinischer Qualität, Desinfektionsmittel und (seit einer Woche aber fast ausschließlich) FFP2-Masken. Seit die Regierung die partikelfiltrierende Halbmaske zur Pflicht-Ausstattung im Kampf gegen die Coronapandemie erklärte, explodierten die Bestellungen, an einem Tag wurden 37 Millionen Stück angefordert. „Hätte man mit uns vorher gesprochen, hätten wir uns darauf einstellen können – und auch den Käufern sehr viel Stress erspart“, sagt Holzner. Die 100 Mitarbeiter arbeiten derzeit durch, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, um die Bestellungen abzuarbeiten. en geschätzten Bedarf von zweieinhalb Millionen Masken für Österreich könnte man in der Fabrik „locker“decken – zugleich kann und will man es sich aber nicht leisten, beim aktuellen Preis
Dmitzumachen. Das machen allein die österreichischen Arbeitskräfte, aber auch die Kosten für das hochwertige Material („das nicht nur eine viel höhere Virenlast abwehrt, sondern auch nicht stinkt, im Gegensatz zu den chinesischen Masken“) unmöglich. So setzt man weiter nicht auf den Endverbraucher, sondern auf medizinisches Personal, der größte Teil der Produktion geht nach Deutschland. tatt Firmenschilder weisen den ständig ein- und ausfahrenden Lkw größtenteils provisorische Zettel den Weg. Das Materiallager befindet sich in einer ehemaligen Panzergarage, die Produktionsräume waren früher Werkstätten. Hoch konzentriert arbeiten hier die Mitarbeiter an den brandneuen Hochleistungsmaschinen. Sie schweißen im Dauerbetrieb Schichten aus Polypropylen und Baumwolle zu „Maskenstoff“, der dann in Form geschnitten und verpackt wird.
SNoch nicht einmal ein Jahr alt, ist Aventrium der größte Produzent von Schutzmasken in Österreich – „und auch über die Grenzen hinaus“, sagt Firmenchef Dominik Holzner. Vor noch nicht allzu langer Zeit war der 29-Jährige übrigens in einem völlig konträren Bereich tätig, er veranstaltete etwa Partys und Oktoberfeste – ein kleiner Verweis darauf ist noch die Ausstattung im Aufenthaltsraum, mit Bierbänken und Puntigamer-Deko. evor er die Produktion aus dem Boden stemmte, hatte Holzner mit der Gedumping
Bsundheitsbranche genauso wenig am Hut wie sein Produktionsleiter Patrick Schernthaner, gerade einmal 23 Jahre alt. Auch wenn die Pandemie irgendwann einmal zu Ende sein wird, Aventrium wird bleiben. „Der Bedarf wird zwar kleiner werden, aber medizinische Produkte werden immer gebraucht“, sagt Holzner. In der Nähe von Lieboch wird schon sehr bald ein neuer Standort gebaut. Und die Kaserne? Deren Aufgabe, Schutz für die Bevölkerung zu bieten, ist bald endgültig zu Ende: Bis 2023 sollen hier mehr als 500 Wohnungen stehen.