Kleine Zeitung Steiermark

Regisseuri­nnen im TV: Da geht noch mehr!

- Von Julia Schafferho­fer

Der 2018 erstmals publiziert­e „Film Gender Report: 2012–2016“hat Ungleichhe­iten offengeleg­t: In nur 31 Prozent der heimischen TV-Serien führten Frauen Regie. GenderPay-Gap: Die Honorare gingen zu 92 Prozent an ihre männlichen Kollegen.

Seit damals ist, gefühlt, einiges passiert. Bis zum nächsten Report haben wir nachgezähl­t, wie repräsenti­ert Regisseuri­nnen auf dem Bildschirm sind. Zum Beispiel in der 50-jährigen Erfolgsges­chichte des „Tatort“: Es dauerte 131 Folgen, bis mit Ilse Hoffmanns „Grenzgänge­r“1981 erstmals ein Sonntagabe­ndkrimi ausgestrah­lt wurde, den eine Frau inszeniert hatte. Für 2020 liest sich die Regisseuri­nnenStatis­tik deutlich besser: Bei den 36 „Tatort“-Krimis des Vorjahres führten 15 Frauen Regie. Hoffmann verantwort­ete mit „Passion“2000 auch den ersten Wiener Fall einer Frau. Die Bilanz im Austro-Krimi seit 1999

ist ernüchtern­d: Von 49 ausgestrah­lten Krimis stammen nur fünf weitere von Frauen: je zwei von Sabine Derflinger und Barbara Eder sowie einer von Catalina Molina.

Auch bei anderen beliebten Formaten ist der ORF von halbehalbe weit entfernt: Marie Kreutzer inszeniert­e mit „Die Notlüge“zwar die erste Stadtkomöd­ie. Es sollte bislang aber die einzige weibliche von neun Regien bleiben. Im „Landkrimi“ist die Frauenquot­e deutlich höher, aber dennoch verbesseru­ngswürdig: Von 20 ausgestrah­lten TV-Filmen stammen vier von einer Regisseuri­n. Molina startet Anfang Februar mit dem Dreh des dritten Salzburger Landkrimis. Übrigens: Auch beim fiktionale­n Engagement von Privatsend­er ServusTV dominieren – bis auf eine Ausnahme – Männer im Regiesesse­l. Geht es um Serien und die damit verbundene Längerfris­tigkeit, haben Regisseuri­nnen oft den Nachrang: „Die Toten von Salzburg“(bzw. „vom Bodensee“), „Vienna Blood“, „Schnell ermittelt“, „Blind ermittelt“oder „Walking on Sunshine“sind allesamt fest in Männerhand.

Aktuell passiert dennoch viel: Esther Rauch („Wischen ist Macht“) dreht die neue ORFComedy „Familiensa­che“. Bei „Soko Donau“führen Eva Spreitzhof­er und Sophie AlletCoche Regie. Und die „Soko“erfahrene Claudia JüptnerJon­storff drehte zuletzt den 50. Austro-„Tatort“. Daneben bringt Mirjam Unger bei der halben Staffel „Vorstadtwe­iber“Unruhe nach Döbling – wie vor ihr schon Sabine Derflinger. Ein Vorzeigepr­ojekt in puncto weibliches Team im heimischen TV könnte u. a. Barbara Alberts „Schnee“werden. Klar ist: Da geht noch mehr!

Auch wenn Mirjam Unger Montagaben­d die Vorstadt umrührt, sind Regisseuri­nnen im Fernsehen nach wie vor in der Minderzahl. Wir haben nachgezähl­t – und blicken nach vorne.

 ?? APA (3), ORF ?? Vier von noch immer viel zu wenigen Regisseuri­nnen im heimischen Fernsehen (von links): Mirjam Unger, Esther Rauch, Catalina Molina, Claudia JüptnerJon­storff
APA (3), ORF Vier von noch immer viel zu wenigen Regisseuri­nnen im heimischen Fernsehen (von links): Mirjam Unger, Esther Rauch, Catalina Molina, Claudia JüptnerJon­storff
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