Lachen über das Grauen
Franzobel gelingt eine schwierige Gratwanderung.
Große Erzähllust, die mitunter zu leidenschaftlicher Erzählwut anwächst, durchdringt diesen „Roman nach wahren Begebenheiten“von Franzobel. Die Wanderung zwischen Fakten und Fiktion erfolgt auf einem schmalen Grat – doch der Autor stürzt nicht ab. Ein besonders gelungener Kniff ist die Franzobel’sche Erzählfigur, die mit aktuellem Vokabular und Wissen Vorgänge schildert, die 500 Jahre zurückliegen. Dass solcherart teilweise schriller Humor in die ganz und gar unwitzigen historischen Ereignisse eindringt, lockert den Stoff auf, bereitet großes Lesevergnügen und macht die Schrecknisse erträglicher. Denn es ist harter, brutaler, blutiger Stoff, den Franzobel da in Händen hält. Die Gräueltaten der europäischen Eroberer füllen Geschichtsbücher, dass sie jetzt im Kleid der Literatur neu und ambitioniert erzählt werden, erweitert den Blickwinkel enorm. ie Eroberung Amerikas“zeigt auch, dass Geschichte nie ein abgeschlossener Vorgang ist, sondern viele Jahrhunderte nachhallt. Fazit: Dieses Buch kann und bietet viel: einen Sprachartisten, der sich jedoch nie verrenkt oder übernimmt. Geschichtsunterricht durch einen gefinkelten und unerschrockenen Geschichtenerzähler. Man lacht, staunt, ist schockiert, lernt. Was will man mehr?
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