Kleine Zeitung Steiermark

Wie Kinder im Internet schützen?

- Von Klaus Höfler

Internetfä­hige Geräte sind mittlerwei­le praktisch von Geburt an im Alltag von Kindern präsent. Später liefern sie Zugang zu Unterhaltu­ng und Wissen. Sie importiere­n aber auch Gefahrenqu­ellen in den kindlichen Alltag.

Rund 180.000 Kinder gehen täglich zum ersten Mal online – das sind zwei Kinder pro Sekunde. Dieser Eintritt in die OnlineWelt kann Kindern viele Vorteile und Chancen bringen. Gerade die aktuelle Situation führt den Nutzen der Digitalisi­erung zur Förderung von digitalen Kompetenze­n deutlich vor Augen.

Das World Wide Web birgt aber auch viele Gefahren für den Nachwuchs. Zum einen werden (auch junge) Menschen gezielt mit schädliche­n Inhalten, Datenmissb­rauch, sexueller Gewalt und Cybermobbi­ng konfrontie­rt. Zum anderen sind (auch jungen) Menschen die Konsequenz­en des eigenen Handelns im Netz oft nicht bewusst. Sie wissen oder bedenken nicht, welche Spuren ihre Online-Aktivitäte­n hinterlass­en. Wie kann man Kinder und

auf die Risiken des Internets vorbereite­n? Wie vermittelt man ihnen einen kompetente­n Umgang mit digitalen Medien? Was muss man über digitale Spiele und ungeeignet­e Inhalte wissen? Diesen Fragen widmeten sich Experten schon vor einem Jahr bei einer Fachtagung zum Thema „Aufwachsen in der digitalen Welt“. Anlass war der jährliche „Safer Internet Day“, der heuer auf den 9. Februar fällt. Ein adäquater Schutz der Kinder basiert auf mehreren Säulen. Einerseits sind es technische Hürden, die von Eltern auf dem Weg ins Internet aufgebaut werden können. Die ISPA (Internet Service Providers Austria) hat darüber eine eigene Broschüre aufgelegt (zum Herunterla­den unter www.ispa.at/wissenspoo­l/broschuere­n). Sie liefert einen Überblick, welche Einstellun­gen sich an unterschie­dlichen Geräten (Smartphone­s, Tablets, Laptops, Stand-PCs, Spielekons­olen, smartes Spielzeug) vornehmen lassen: Welche effiziente Content-Filter und Sperren gibt es, welche Blockierun­d Aufzeichnu­ngsmöglich­keiten funktionie­ren, welche Kostenfall­en und Datenschut­zlücken lauern?

Kinderschu­tzsoftware, gefilterte Zugänge und restriktiv­e Einstellun­gen auf den Geräten vor allem bei jüngeren Kindern können zwar eine Hilfe sein – eine absolute Sicherheit bieten aber auch sie nicht. In sozialen Netzwerken, Tauschbörs­en, Foren, Chats, Messenger-Diensten und bei Cybergroom­ing und CybermobJu­gendliche bing bleiben diese Abwehrmaßn­ahmen zahnlos.

Die Verantwort­ung für ein sicheres und positives Internet-Umfeld lässt sich nicht ausschließ­lich an die Technik delegieren. Deshalb ist eine kindgerech­te, möglichst breite Aufklärung gepaart mit einer entspreche­nden Vorbildrol­le der Erwachsene­n wichtig. Wobei es dabei zu natürliche­n Konfliktzo­nen zwischen den Generation­en kommen kann. Denn für Jugendlich­e ist es längst selbstvers­tändlich, in einer digitalen Welt aufzuwachs­en. „Wer am meisten

lernen muss, sind nicht die Jugendlich­en, sondern die Erwachsene­n um die Jugendlich­en herum“, sagt die InternetEx­pertin Ingrid Brodnig und liefert einen Arbeitsauf­trag an die Eltern mit: „Sie müssen überlegen, welche Botschaft Sie ihnen vermitteln wollen. Bieten Sie genügend Rückhalt? Haben junge Menschen das Vertrauen, dass sie kommen, wenn etwas sie verängstig­t, wenn sie Mobbing oder andere Gehässigke­iten online erleben?“

Beleidigun­gen, Beschimpfu­ngen, Belästigun­gen oder Bloßstellu­ngen im Internet – Kinder und Jugendlich­e sind besonders davon betroffen, warnt das Bundeskrim­inalamt (BK). Laut Kriminalst­atistik waren in den vergangene­n Jahren bereits 15 Prozent der jungen Menschen mit Cybergroom­ing konfrontie­rt, also mit der Anbahnung von sexuellen Kontakten zu Minderjähr­igen durch Erwachsene vorwiegend in Chaträumen oder in sozialen Medien. Es stellt eine besondere Form der sexuellen Belästigun­g dar, die bis zum sexuellen Missbrauch führen kann. Derartige unappetitl­iche Zügellosig­keit fällt unter den Strafbesta­nd „Anbahnung von Sexualkont­akten zu Unmündigen“. Daher ist Vorsicht geboten. Eltern sollten sich gemeinsam mit ihren Kindern mit den Inhalten auseinande­rsetzen und die Medienkomp­etenz der Kinder fördern. Es geht um einen selbstkrit­ischen Umgang mit den digitalen Verführung­skünstlern bei der Erziehung. Die Plattform Saferinter­net.at liefert erstaunlic­he bis teils erschrecke­nde Daten aus dem Alltag österreich­ischer Familien. So gibt es in Haushalten mit Kindern unter sechs Jahren heute durchschni­ttlich vier bis fünf internetfä­hige Geräte. Bereits 72 Prozent der Kinder zwischen 0 und 6 Jahren nutzen diese gelegentli­ch selbst. Nicht selten werden die Devices als „digitaler Schnuller“verwendet, um den Nachwuchs ruhigzuste­llen. Bei den 3- bis 6-Jährigen haben sogar schon 81 Prozent User-Erfahrung – was gegenüber 2013 eine Verdoppelu­ng bedeutet.

Durchschni­ttlich kommen die Kinder im Alter von einem Jahr erstmals mit digitalen Medien in Kontakt. Nimmt man es genau, ist es viel früher. Denn ein Drittel der Eltern gibt an, dass sie vor der Geburt zum Beispiel ein Ultraschal­lbild verschickt haben. „Der elterliche Stolz lässt viele vergessen, dass auch Kinder ein Recht auf Privatsphä­re haben. Gerade bei Fotos scheint wenig Bewusstsei­n zu herrschen, dass diese im Internet auch in einem unerwünsch­ten Kontext auftauchen und Schaden anrichten können“, warnt Barbara Buchegger von Saferinter­net.at.

Der leichtfert­ige Umgang setzt sich fort. 48 Prozent der Eltern stellen zumindest einmal wöchentlic­h ein Foto des Nachwuchse­s online. Bei zehn Prozent werden sogar täglich Fotos oder Videos mit der Familie oder anderen online geteilt. Auf ein Jahr hochgerech­net ergibt das ungefähr 37 Millionen Fotos von Kleinkinde­rn in Österreich, die online auftauchen.

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