Gottes Heilswille ist universal
Den Propheten Jona zu lesen lohnt sich. Spannend und humorvoll, mit viel Augenzwinkern und in aller Kürze beschreibt der Autor die Geschichte eines Frommen, der die gottlose Stadt Ninive warnen soll. Die Flucht vor diesem Auftrag endet vorerst für drei Tage im Bauch des Fisches, ein Bild für Unsicherheit und Ausweglosigkeit. Aber manchmal ist eine Sackgasse nötig, damit neue Einsicht wächst. Viele sehen darin auch einen geheimnisvollen Hinweis auf die drei Tage Jesu im Grab. Dann ein neuer Anlauf und siehe da: Der Gesandte schießt über sein Ziel hinaus, wird vom Warner zum zornigen Weltuntergangspropheten und Verschwörungstheoretiker, der Fake News verbreitet, denn von Zerstörung hat Gott nichts gesagt.
Heute würde er wohl viele Weggenossen finden, die ihm beipflichten. Aber er muss sich eines Besseren belehren lassen: Gott hat keine Freude an Vernichtung, sinnt nicht auf Rache und Vergeltung, achtet auf die Lebensqualität von Mensch und Tier. Sein Heilswille ist universal. Er sieht jedes noch so kleine Zeichen der Reue und Umkehr und spendet neue Zukunft. Seine Geduld ist nie zu Ende, wohl aber die des übereifrigen Mahners. Er hat nicht mit dem Erfolg seiner Predigt gerechnet. Voll Enttäuschung und Zorn über das Erbarmen Gottes wünscht er sich sogar den Tod. Trotzig verlangt er den sofortigen Vollzug des himmlischen Strafgerichtes.
Aber äußerst liebevoll und mit leiser Ironie belehrt Gott seinen sturen Diener eines Besseren. Diesen Gott, dessen Barmherzigkeit jedem Menschen offensteht, verkündigt auch Jesus in Wort und Tat und nichts freut ihn mehr, als wenn seine Predigt auf fruchtbaren Boden fällt. Allen Pessimisten und Wutbürgern, die es auch unter den Frommen gibt, ist diese Parabel Mahnung und gute Aussicht: Umkehr ist möglich, vor allem, wenn sie bei mir selbst beginnt.