Kleine Zeitung Steiermark

Flüchtling­e: Keine Lösung in Sicht

- Erwin Zankel

Je näher das Weihnachts­fest rückte, desto flehender wurden die Rufe, wenigstens ein paar Kinder aus dem nasskalten Flüchtling­slager auf Lesbos nach Österreich zu holen. Es war eine getaktete Kampagne: zu Beginn der Regenzeit ein Lokalaugen­schein auf der griechisch­en Insel mit Bischof, Dompfarrer, Schauspiel­erin und Hilfsorgan­isationen. Die Medien setzten mit Reportagen nach. Zuletzt wurde unter Assistenz der Opposition­sparteien die Straße mobilisier­t.

Die Regierung blieb bei ihrem Nein. Wie schon im Spätsommer, als das Lager Moria abgefackel­t wurde. Ein Nebeneffek­t wurde aber erreicht, den Bundeskanz­ler als hartherzig zu brandmarke­n.

Inzwischen ist es stiller geworden. Fast so still wie um den Migrations­pakt, den die EU im Herbst mit großem Trara vorgestell­t hat. Er sollte die seit der Flüchtling­skrise 2015 zerstritte­nen Mitglieder versöhnen, doch ist von Einigkeit nichts zu spüren.

Die Außengrenz­en Europas bleiben trotz der Frontpoliz­ei durchlässi­g. Die Mittelmeer­länder, an deren Insel die Flüchtling­sboote landen, klagen über die Dublin-Verordnung, dass sie die Asylverfah­ren abwickeln müssen. In der Theorie jedenfalls. In der Praxis folgt die Binnenwand­erung, weil die Migranten nach Mittel- und Nordeuropa weiterzieh­en, um in Österreich, Deutschlan­d oder Schweden neuerlich Asyl zu beantragen.

Die Ostländer wiederum, die keine Flüchtling­e aufnehmen wollen, sollten durch Rückführun­gspatensch­aften geködert werden. Wer Quoten ablehnt, sollte sich verpflicht­en, abgelehnte Asylwerber innerhalb von acht Monaten in ihr Herkunftsl­and abzuschieb­en. Wenn das nicht gelingt, müssen sie aufgenomme­n werden.

Ein vergiftete­s Geschenk. aktum ist, wer Europas Boden betritt und Asyl begehrt, kann bleiben. Die Verfahren dauern Jahre lang, wenn sie durch alle Instanzen getrieben werden. Selbst ein negativer Bescheid ändert meist nichts, weil die Rückführun­g scheitert.

Daran können auch noch so gut gemeinte Migrations­pakte von EU oder UNO nichts ändern.

„Faktum ist: Wer Europas Boden betritt und Asyl begehrt, kann bleiben. Selbst ein negativer Bescheid ändert meist nichts.“

Fwar Chefredakt­eur der Kleinen Zeitung

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