Der Herdenflüsterer
Landesrat Johann „Hans“Seitinger wird heute 60. Der Versuch einer wahl- und politikfreien Annäherung.
Im Landhaus, herrengassenseitig, dort ist er eine Konstante: Johann Seitinger, seit 17 Jahren im Amt. Die persönliche Zahlenreihe führt ihn am 25. Jänner auf den 60er.
Wie war das mit sechs Jahren? Der Bauernsohn aus Frauenberg (nun St. Marein im Mürztal) „wollte Lehrer werden“, erinnert er sich. Wie bitte? Ja, „in der Volksschule hatten wir so einen tollen Direktor“. Dass der Erstklassler damals noch mit Kindern aus sieben (!) anderen Schulstufen im Unterricht saß, das hat Waldbauernbub-Flair. War aber so.
Damals war Winter auch noch Winter. „Der nächste Lift war zehn Minuten entfernt“, verheimlicht Seitinger seinen nächsten „Lebensplan“nicht: Skirennfahrer werden. SuperG und Riesentorlauf. Allerlei Verbandsrennen und Skilängen später markierte Kitzbühel 1983 jedoch den Endpunkt. Nicht die Streif, aber ein brutaler Sturz beendete alle Ambitionen schlagartig – Wirbel
Seit 2003
Verheiratet,
bruch. „Mein zweiter Geburtstag“, meint Seitinger heute.
Beruflich wurde sein Kurs anders gesteckt. Kurzfassung: Handel, Tierzucht, Genossenschaftswesen, Kammer, Familienbetrieb. Ein Stadtkind würde dazu „etwas mit Landwirtschaft“sagen. Und Autofahren, müsste man bei Seitinger ergänzen, der seit jungen Jahren gerne am Steuer sitzt. So fragte „mein Fahrlehrer mich bald, wie viele Kilometer ich denn schon gefahren wäre. 10.000?“Vertraulicher Hinweis: Es waren deutlich mehr. „Das waren andere Zeiten“, wird Seitinger eine Spur melancholisch.
Um Irrtümern vorzubeugen: Der gestandene Steirer geht gerne mit der Zeit: Er besaß schon früh ein Autotelefon. „Ich weiß sogar meine Nummer noch: 0 663 35 1 ...“
Am liebsten führt einer wie er die Gespräche ganz direkt. Netzwerken, verhandeln, plaudern oder wie immer man das nennen will. Daraus sind viele Freundschaften erwachsen, auch über die Landesgrenzen, so etwa „zu lieben Menschen“in Zell unter Aichelberg (Baden-Württemberg) oder in Rovato (Lombardei). ie stillen Seiten sind – von seiner Frau („Mit Anni bin ich seit 35 Jahren verheiratet“) und der Familie abgesehen – hingegen wenigen bekannt. Doch es gibt sie – zum Beispiel im Wald und/oder bei der Jagd. Für ihn zähle „der Anblick, die Natur, es gibt einfach keine bessere Hochschule“, schwärmt er. Häufig Gelegenheit dazu habe er leider nicht: „Das Wertvollste, was man schenken kann, ist Zeit.“
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