Bauernbund triumphiert in Lockdown-Wahl
Die Landwirtschaftskammerwahl brachte einen großen und viele kleine Sieger. Nur die Blauen stürzten ab. Alle fünf Parteien schaffen dank Wahlreform den Einzug. Nur 30 Prozent gingen wählen.
Eine landesweite Wahl mitten in einem Lockdown. Über das Datum der Landwirtschaftskammerwahl wurde im Vorfeld fast emsiger debattiert als über Themen. Dass der bei den Bauern seit jeher dominierende VP-Bauernbund vehement am Datum festhielt, hat sich für Spitzenkandidat und Kammerpräsident Franz Titschenbacher ausgezahlt: Er konnte die satte absolute Mehrheit sogar noch auf über 70 Prozent ausbauen.
Dennoch ist man künftig mit einem Mandat weniger in der Landeskammer vertreten. Das liegt daran, dass alle fünf angetretenen Parteien den Einzug schafften. Eine Folge der Wahlrechtsreform, da nun nicht mehr das Erreichen eines Grundmandats, sondern das Überspringen der Vier-Prozent-Hürde entscheidend ist.
auf Platz vier rutschte die FPÖ ab (ihr Stimmenanteil wurde auf 6,17 Prozent halbiert), die sich im Wahlkampf am intensivsten am Bauernbund gerieben hat.
Zweitstärkste Gruppe ist der „Unabhängige Bauernverband“um Hans Ilsinger, der im Heimatbezirk Liezen 21,6 Prozent erreichte. Schon bei der Gemeinderatswahl fielen Ennstaler Gemeinden dadurch auf, parteifreie Listen zu wählen.
Profitiert von der Wahlreform haben auch SPÖ und Grüne. Waren die Roten 2016 am Grundmandat gescheitert, sind sie nun trotz annähernd gleichem Ergebnis mit zwei Mandaten in der Kammer. Die erstmals einziehenden Grünen jubeln über einen „historischen Tag“.
Regierungsharmonisch gab sich Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, der sich nicht nur für seine VP-Kollegen, sondern auch für die Koalitionspartner auf Landes- und Bundesebene (SPÖ und Grüne) freute. Als „schmerzlich“bezeichnet er die Wahlbeteiligung, die von 39 auf 30 Prozent abgesackt ist. In der Südoststeiermark lag sie gar nur bei 25 Prozent. In dem Punkt waren sich alle einig: Nur der Pandemie die Schuld zu geben, greife zu kurz.