„Politik muss jetzt Hoffnung vermitteln“
Härter als die Studenten trifft der Lockdown die Schüler.
Da ist es viel kritischer. Einerseits im klassischen Lernen, andererseits noch viel mehr, was soziale Kompetenzen angeht. Dieses soziale Lernen kann online nicht nachgebaut werden.
Besonders Kinder aus sozial schwachen Familien verlieren den Anschluss.
Kurzfristig muss überlegt werden, wie man die unterrichtsfreie Zeit nutzt, um das Verlorene aufzuholen. Da braucht es Angebote. Ich denke da etwa an die Lerncafés der Caritas. In den Ferien muss ein Unterrichtsprogramm geboten werden – dafür können auch öffentliche Gebäude genutzt werden. Langfristig muss die Ausstattung mit digitalen Endgeräten für die Schüler verbessert werden.
Familien im Lockdown, Arbeitslosigkeit, drohende Insolvenzen. Wie muss die Politik in solchen Krisenzeiten kommunizieren?
Man muss den Menschen zeigen: Wir haben einen Plan und werden dich unterstützen. Ich kenne viele kleine Unternehmer, die fragen: „Mit den Stundungen ist das alles gut und schön, aber wann soll ich das jemals zurückzahlen?“Denen muss ich sagen: In der Phase nach dem Lockdown wird der Staat nicht sofort wieder weg sein. Das muss ich frühzeitig kommunizieren: Es gibt nicht nur einen Zusperrplan, sondern es wird auch an einem Wiederaufbauplan gearbeitet. Wenn die Menschen jetzt schon etwas Hoffnung vermittelt bekommen, wird auch ihre Geduld noch etwas länger andauern.
FH-Rektorin und Ex-Gesundheitslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder über das Gute an leeren Hörsälen, darüber, wie Opfern der Krise geholfen werden kann und warum sie über die Organisation der Impfungen den Kopf schüttelt.
Der steirische Landeshauptmann hat jüngst gesagt: „Wir sind bis jetzt ganz gut durch die Krise gekommen.“Geht das nicht an der Realität vorbei – mit Blick auf Infektions- und Wirtschaftszahlen?
Ich weiß nicht, wie er es gemeint hat. Ein reiches Land wie Österreich tut sich natürlich leichter als andere. Der Staat kann mit Milliarden helfen. Dass wir alles richtig gemacht haben in der Krise, wäre aber vermessen zu sagen. Bei manchen Dingen hätte man vielleicht schneller lernen können.
Es wirkt, als ob die Impfung völlig überraschend über Österreich hereingebrochen ist. Doch diese Abläufe hätte man ja alle schon im Sommer durchspielen können. Den Föderalismus hätte man beiseitelassen und ein Logistikunternehmen fragen können, wie es die Verteilung organisieren würde. Das sind einfache Dinge, bei denen man als Bürger den Kopf schüttelt.
Kopfschütteln verursachen zurzeit auch einige Bürgermeister, die sich frühzeitig impfen ließen.
Dieses Verhalten war teils unethisch. Auch wenn diese Dosen rasch zu verimpfen sind, wären sie ja nicht wegzuwerfen gewesen. Man hätte sie hochbetagten Menschen geben müssen.