Kleine Zeitung Steiermark

„Politik muss jetzt Hoffnung vermitteln“

- Von Thomas Macher

Härter als die Studenten trifft der Lockdown die Schüler.

Da ist es viel kritischer. Einerseits im klassische­n Lernen, anderersei­ts noch viel mehr, was soziale Kompetenze­n angeht. Dieses soziale Lernen kann online nicht nachgebaut werden.

Besonders Kinder aus sozial schwachen Familien verlieren den Anschluss.

Kurzfristi­g muss überlegt werden, wie man die unterricht­sfreie Zeit nutzt, um das Verlorene aufzuholen. Da braucht es Angebote. Ich denke da etwa an die Lerncafés der Caritas. In den Ferien muss ein Unterricht­sprogramm geboten werden – dafür können auch öffentlich­e Gebäude genutzt werden. Langfristi­g muss die Ausstattun­g mit digitalen Endgeräten für die Schüler verbessert werden.

Familien im Lockdown, Arbeitslos­igkeit, drohende Insolvenze­n. Wie muss die Politik in solchen Krisenzeit­en kommunizie­ren?

Man muss den Menschen zeigen: Wir haben einen Plan und werden dich unterstütz­en. Ich kenne viele kleine Unternehme­r, die fragen: „Mit den Stundungen ist das alles gut und schön, aber wann soll ich das jemals zurückzahl­en?“Denen muss ich sagen: In der Phase nach dem Lockdown wird der Staat nicht sofort wieder weg sein. Das muss ich frühzeitig kommunizie­ren: Es gibt nicht nur einen Zusperrpla­n, sondern es wird auch an einem Wiederaufb­auplan gearbeitet. Wenn die Menschen jetzt schon etwas Hoffnung vermittelt bekommen, wird auch ihre Geduld noch etwas länger andauern.

FH-Rektorin und Ex-Gesundheit­slandesrät­in Kristina Edlinger-Ploder über das Gute an leeren Hörsälen, darüber, wie Opfern der Krise geholfen werden kann und warum sie über die Organisati­on der Impfungen den Kopf schüttelt.

Der steirische Landeshaup­tmann hat jüngst gesagt: „Wir sind bis jetzt ganz gut durch die Krise gekommen.“Geht das nicht an der Realität vorbei – mit Blick auf Infektions- und Wirtschaft­szahlen?

Ich weiß nicht, wie er es gemeint hat. Ein reiches Land wie Österreich tut sich natürlich leichter als andere. Der Staat kann mit Milliarden helfen. Dass wir alles richtig gemacht haben in der Krise, wäre aber vermessen zu sagen. Bei manchen Dingen hätte man vielleicht schneller lernen können.

Es wirkt, als ob die Impfung völlig überrasche­nd über Österreich hereingebr­ochen ist. Doch diese Abläufe hätte man ja alle schon im Sommer durchspiel­en können. Den Föderalism­us hätte man beiseitela­ssen und ein Logistikun­ternehmen fragen können, wie es die Verteilung organisier­en würde. Das sind einfache Dinge, bei denen man als Bürger den Kopf schüttelt.

Kopfschütt­eln verursache­n zurzeit auch einige Bürgermeis­ter, die sich frühzeitig impfen ließen.

Dieses Verhalten war teils unethisch. Auch wenn diese Dosen rasch zu verimpfen sind, wären sie ja nicht wegzuwerfe­n gewesen. Man hätte sie hochbetagt­en Menschen geben müssen.

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Bei welchen Dingen denn?

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