Kleine Zeitung Steiermark

„Habe jetzt hundert Mal mehr Angst“

- Von Michael Schuen

Christof Innerhofer war auch mit Rang vier der heimliche Sieger des Wochenende­s. Denn nach Corona-Erkrankung erhielt er erst am Mittwoch die Start-Freigabe.

Mitunter ist der vierte Platz der undankbars­te. Manchmal aber kann sich auch der Vierte wie ein Sieger fühlen. Christof Innerhofer ist so ein Fall – denn an sich ist sein vierter Rang beinahe ein Wunder. Warum? Vor drei Wochen steckte sich der 36-Jährige beim Mannschaft­straining in Bormio mit dem Coronaviru­s an. „Es war eine schwierige Zeit. Man weiß nicht, wie lange man eingesperr­t ist, die Vorhänge am Fenster werden zu Gefängnisg­ittern. Irgendwann hätte ich gar keine Tabletten für den Körper mehr gebraucht, sondern für den Kopf.“Einen um den anderen Tag „wurschtelt­e“Innerhofer herum: „Frühstück, Dehnen, 20 Minuten in den Strohhalm blasen, weil das der Lunge guttun soll, radeln, kochen, rasten, wieder in den Strohhalm blasen, Bauchmuske­ltraining, Dehnen, Abendessen, Couch – immer dasselbe. Eine Katastroph­e, wenn du es gewöhnt bist, draußen Sport zu treiben.“

14 Tage lang dauerte die strenge Quarantäne, erst nach drei negativen Testergebn­issen darf man wieder in den Skizirkus zurück. „Ich habe lange nicht daInnerhof­er,

Wie Phönix aus der (Corona-) Asche: Christof Innerhofer­s vierter Platz war für ihn wie ein Sieg ran geglaubt. Aber am Dienstag habe ich mich dann gut genug gefühlt, war Ski fahren und habe einen Leistungst­est gemacht – und war am Mittwoch fix und fertig.“Stefano Pioli, Trainer des AC Milan, bestätigte dem Südtiroler, dass es seinen Spielern nach Corona ähnlich ergangen sei: „Die, die zurückkame­n, waren genau so k. o. wie ich. Man erkennt erst, wie schlecht es einem geht, wenn man Leistung bringen muss. Man erholt sich nicht mehr, hat Mühe mit der Luft, weil es die Lunge nicht mehr gewöhnt ist.“

dagegen waren, dass er in den Weltcup zurückdarf, „nehme ich nicht persönlich“. Verstehen kann er es nicht: „Man hat bei mir ja mit jedem Test gesehen, wie die Virenlast abnimmt. Ich bin der Sicherste am Berg, ausgestatt­et mit Antikörper­n.“Den, der dagegen war, begrüßte er besonders herzlich, erzählt „Hoi! Freut mich, dich zu sehen“, habe ich gesagt, „komm her, lass dich umarmen. Da hat er ein wenig lustig geschaut.“

Doch Innerhofer kam ohne weitere Vorbereitu­ng nach Kitzbühel, fuhr das zweite Training („Aber aus Vorsicht habe ich die Hocke höher angelegt, ich wusste ja nicht, wann mir die Kraft ausgeht“), belegte im ersten Rennen Rang 22. Und setzte sich dann hin. „Man muss jeden Tag aufs Neue glauben, wenn man ein Athlet ist. Tust du das nicht, brauchst du nicht zu starten. Selbst, wenn man weiß, dass es zäh ist, dass man sich nicht zu hundert Prozent gut fühlt. Denn sobald du zurückzieh­st, nachgibst, hast du verloren. Deshalb ist es wichtig, es immer schnell zu probieren, immer aufs Neue. Auch, wenn man eine auf den Deckel bekommt.“

Innerhofer wollte in der zweiten Abfahrt keine mehr auf den Deckel bekommen, „es ging um

viel. Um Punkte, um die guten Startnumme­rn.“Also justierte er neu: „Christof, hab ich mir gedacht, hör auf, an Corona zu denken. Daran, dass du nicht fit und krank bist. Du musst dich wieder als Athlet sehen, wie alle anderen hier. Und du musst einen Gang raufschalt­en, sonst wird es kritisch.“

Innerhofer schaltete und fuhr – fast wie in alten Tagen. Platz vier fühlte sich auch für ihn wie ein Sieg an: „Ich habe mir schon überlegt, ob ich Beat frage, ob er mir nicht die goldene Gams ein paar Tage leiht. Er hat eh zwei, für mich wäre es gut“, sagt er lachend.

ihm aber, wenn man ihn auf das Virus anspricht. „Ehrlich? Ich habe jetzt hundert Mal mehr Angst als davor. Ich habe selbst erlebt, dass es nicht nur eine einfache Grippe ist. Es kann dich ziemlich erwischen; und oft ist nicht einmal extremes Aufpassen genug. Man versteht besser, wie schlimm das alles ist.“

Seine Sorge: „Das wird sich auch länger nicht ändern“, sagt der Mann aus Gais und übt Kritik: „Die Industries­taaten haben sich 90 Prozent der Impfstoffe gesichert – bei 13 Prozent der Weltbevölk­erung. Die Armen kommen frühestens 2023 zu Impfungen. Da fragt man sich: Geht es hier ums Business – oder um die Gesundheit?“

2:2 (1:0) 4:3 (1:1) 0:3 (0:1)

0:0 2:1 (2:0) 2:0 (1:0) 1:0 (1:0) 3:1 (1:1) 2:1 (1:1) Nacht

Levante – Real Valladolid Huesca – Villarreal

FC Sevilla – Cadiz

Real Sociedad – Betis Sevilla Alaves – Real Madrid Osasuna – Granada

Elche – FC Barcelona

Celta de Vigo – Eibar Atletico Madrid – Valencia Athletic Bilbao – Getafe 2:2 (0:0)

0:0 3:0 (2:0) 2:2 (0:0) 1:4 (0:3) 3:1 (2:0) 0:2 (0:1) 1:1 (1:0) Nacht Heute, 21 Uhr

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