Nach Ausschreitungen wächst Sorge vor weiterer Eskalation
„Wie in einem Bürgerkrieg“: Harte Corona-Maßnahmen führen in holländischen Städten zu schweren Unruhen.
Holland unter Schock: Nach einem Wochenende der Gewalt in fast einem Dutzend Städten mit brennenden Autos, geplünderten Geschäften und Hunderten Festnahmen ist für Ministerpräsident Mark Rutte klar: „Das ist kein Protest, das ist kriminelle Gewalt.“
Zum ersten Mal seit Ende des Zweiten Weltkrieges war am Samstag eine Ausgangssperre in dem Land verhängt worden, in dem die Coronazahlen wie auch anderswo besorgniserregend hoch sind. Zwischen 21 und 4.30 Uhr gilt das Ausgangsverbot. Ausgehend von Eindhoven und Amsterdam hatte die Maßnahme am Sonntag zu Protesten in mehreren Städten geführt, die innerhalb kurzer Zeit in Straßenschlachten übergingen. Pflastersteine flogen, Barrikaden wurden errichtet, dann gab es eingeschlagene Schaufenster und Geschäftsplünderungen. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Schlagstöcke ein, am Ende gab es rund 200 Festnahmen.
Betroffen waren auch Orte wie Enschede, Den Haag oder
Limburg. In der Kleinstadt Urk war in der Nacht davor bereits ein Testzentrum in Flammen aufgegangen. In Eindhoven wurde das Bahnhofsviertel zum Schauplatz der Ausschreitungen, vorübergehend musste der Zugverkehr eingestellt werden. Bürgermeister John Jorritsma reagierte entsetzt: „Wenn man auf diese Weise das Land in Brand steckt, dann ähnelt das einem Bürgerkrieg.“
Klar zu sein scheint, dass sich der Mob aus CoronaLeugnern, Fußball-Hooligans und Neonazis zusammengesetzt hat, die sich über soziale Medien verständigten. Die linken Parteien des Landes, das derzeit eine Übergangsregierung bis zu den Wahlen im März hat, machten umgehend rechte Parteien wie die PVV des Rechtspopulisten Geert Wilders verantwortlich.
In den Niederlanden befürchtet man, dass die Ereignisse des Wochenendes erst der Anfang waren. Auch in Ländern wie Deutschland oder Dänemark, wo es am Wochenende am Rande einer Demonstration mehrere Festnahmen gegeben hat, rechnet man mit weiteren Eskalationsstufen.