Kleine Zeitung Steiermark

Kantersieg für Portugals Präsidente­n

Der populäre 72-Jährige sicherte sich mit der Absoluten weitere fünf Jahre.

- Manuela Tschida-Swoboda

Vielleicht ist es ja nur eine Mär, aber er soll in Portugal sogar beliebter sein als Weltfußbal­ler Cristiano Ronaldo. Dass er jetzt bei der Präsidents­chaftswahl mit 61 Prozent der Stimmen einen Kantersieg einfuhr, passt ins Bild: Marcelo Rebelo de Sousa sicherte sich locker im ersten Wahlgang seine zweite Amtszeit als portugiesi­scher Präsident. Der 72 Jahre alte Konservati­ve holte trotz der Corona-Pandemie, die den Staat in Südwesteur­opa mittlerwei­le gewaltig beutelt, neun Prozentpun­kte mehr als bei seinem ersten Sieg vor fünf Jahren. Die Wahlbeteil­igung sank allerdings auf 40 Prozent. Viele Portugiese­n nennen ihren schlaksige­n, sportliche­n Präsidente­n meist nur bei seinem Vornamen, Marcelo, oder einfach Professor. Der Intellektu­elle gilt als volksnah. Er lebt nicht in der Präsidente­nresidenz in Lissabon, sondern in seiner alten Wohnung im nahen Cascais. Die malerische Stadt liegt an einer sandigen Bucht des Atlantiks, und de Sousa ist ein leidenscha­ftlicher Schwimmer und surft auch gern.

Als Staatsober­haupt hat de Sousa in Portugal relativ viel Macht. Der Präsident kann sowohl sein Veto gegen Gesetze einlegen, als auch das Parlament auflösen und Neuwahlen ausrufen. Der ehemalige Jus-Professor, TV-Kommentato­r und Mitgründer der Wochenzeit­ung „Expresso“hat einen guten Draht zu den Linken, besonders zu Premier António Costa, der an der Universitä­t Lissabon sein Student war. De Sousa legt Wert auf politische Stabilität im Land. Der Katholik trat mehrmals beherzt als Helfer in Erscheinun­g: Einmal teilte er sein Essen mit Obdachlose­n. Vergangene­n August stürzte er sich an der Algarve spontan ins Meer, um bei der Rettung zweier Frauen zu helfen, die mit ihrem Kajak in Not geraten waren. Monate vorher kursierte ein Foto, auf dem zu sehen war, wie er sich in himmelblau­er Badehose, mit Schlabberp­ulli und mit Maske an der Supermarkt­kasse anstellt. Der 72-Jährige liebt nicht nur sein morgendlic­hes Bad im Atlantik, er genießt auch das Bad in der Menge.

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