Ein neues Leben für alte Stoffe
Jasmin Hirschmann verwandelt alte Spitzenvorhänge in Brautkleider. Zu sehen sind sie in einem eigenen Magazin.
Der Vorhang fällt – allerdings als Brautkleid. Jasmin Hirschmann (29), Schneiderin aus Graz, haucht mit ihrer Nähmaschine ausrangierten Stoffen neues Leben ein – und setzt sich damit für mehr Nachhaltigkeit in der Mode ein. Vor knapp einem Jahr hatte sie deshalb in der Kleinen Zeitung dazu aufgerufen, ihr alte Vorhangstoffe anzuvertrauen.
Und sie kamen, „gefühlt tonnenweise“, schätzt die gebürtige Südoststeirerin und freut sich: „Ich bin unglaublich dankbar. Damit habe ich nicht gerechnet.“45 Kilo Stoff kamen alleine von einem Spender. „Meine Oma, Mama und sogar Schwiegermama haben Stoffe bekommen – sie haben mich auf vielen Wegen erreicht“, erzählt Hirschmann.
Im Jahr 2015 hat sie ihre eigene Schneiderei in Graz eröffnet – mit alten Plissee-Schablonen wirft sie dort Stoffe in schicke Falten. Im Vorjahr entstand dann die Idee mit den Vorhängen. Denn: „Es ist nie ganz nachhaltig, wenn etwas neu produziert werden muss“, erzählte sie damals. Und die Idee kommt an. Die Rückmeldungen waren und sind vor allem eines: bestärkend. „Manche kommen noch immer mit dem Zeitungsausschnitt, legen Grußkarten dazu oder erzählen mir die Geschichte zu den Vorhängen. So viel Zuspruch ist bewegend“, sagt Hirschmann. Auch weiterhin nimmt sie gerne Vorhänge an.
Und was passiert mit den Stoffen? „Was ich nicht verwenden kann, gebe ich an Hilfsorganisationen weiter, die daraus Sackerln nähen.“Das meiste wird verarbeitet – Spitzenvorhänge etwa zu Braut
kleidern. Für zwölf Kleider wurden bereits einige Kilo Stoff zu neuem Leben erweckt. Z u sehen sind die Brautkleider in Hirschmanns Schneiderei und in einem eigenen Magazin. Die Steirerin ging nämlich kurzerhand unter die Herausgeber: In Zusammenarbeit mit Michael Körbler (Koerbler Photography) und Leni Koinegg (Lenik Design) sowie zwölf weiteren steirischen Dienstleistern hat sie das Magazin „Nachhaltig heiraten“auf die Beine gestellt. Darin „zeigen wir, was wir können und was möglich ist, wenn man uns lässt“, so Hirschmann. Drei Monate lang haben die Unternehmer unter Einhaltung der Covid-19-Maßnahmen daran gearbeitet und Models an steirischen Orten – von der Ober- bis zur Südsteiermark – in Szene gesetzt.