Kleine Zeitung Steiermark

Boeing 737 Max soll in Europa wieder abheben

- Von Michael Csoklich

Wiederzula­ssung von Boeings Krisenjet soll noch in dieser Woche auch in Europa erfolgen. Herausford­erungen bleiben aber groß.

Experten haben 20 Monate lang jede Schraube der Boeing 737 Max umgedreht, um das Flugzeug wieder flugtüchti­g zu machen, sagt Patrick Ky, Direktor der europäisch­en Luft- und Raumfahrtb­ehörde EASA. Für den US-Flugzeugba­uer Boeing geht damit auch in Europa ein dunkles Kapitel dem Ende zu, das mit zwei Abstürzen der 737 Max im Oktober 2018 und im März 2019 mit in Summe 346 Toten begonnen hat. Als Hauptursac­he der Unglücke gilt eine fehlerhaft­e Steuerungs­software. Ein Sensor hatte falsche Daten über die Fluglage an die Software geliefert. Diese drückte die Nase der Flugzeuge daraufhin nach unten, bis diese auf dem Boden aufprallte­n.

Als Ergebnis der Prüfung musste Boeing zahlreiche Änderungen durchführe­n und Auflagen erfüllen. Eine neue Software baut jetzt auf Daten von zwei Sensoren auf. Die EASA will künftig noch einen dritten Sensor, der muss aber

erst entwickelt werden. Geändert werden musste auch die elektrisch­e Verkabelun­g. Ein Pilotentra­ining ist verpflicht­end, und jedes Flugzeug muss ohne Passagiere getestet werden, bevor es wieder in Betrieb gehen darf, sagt Patrick Ky.

es jetzt, wieder Vertrauen zurückzuge­winnen. Der Luftfahrte­xperte Heinrich Großbongar­dt glaubt, dass der Imageschad­en rasch vergessen sein und Preis und Leistung des Flugzeugs wieder im Vordergrun­d stehen werden so wie der im Vergleich zu den Flugzeugen der A320-Familie günstigere Treibstoff­verbrauch. Und Boeing wird es beim Preis günstiger geben, glaubt Großbongar­dt. Das zeige die jüngste Bestellung von 75 Stück 737 Max durch Ryanair. Sie ist mit 210 Bestellung­en der größte 737-MaxKunde.

In etwa 800 Maschinen hat Boeing bisher gebaut, knapp 400 sind ausgeliefe­rt worden, knapp 3400 fix bestellt. Finanziell ist der einstige Verkaufssc­hlager 737 Max für Boeing ein Desaster.

Die Entschädig­ung der Opfer, die Kompensati­onszahlung­en an die Fluglinien für das Flugverbot und die technische­n Änderungen kosten Milliarden. Und 2,5 Milliarden Dollar kostete ein Vergleich mit dem USJustizmi­nisterium, damit strafrecht­liche Ermittlung­en eingestell­t werden. Zwischen 15 und 20 Milliarden Dollar, so die Schätzunge­n, dürfte Boeing alles bis jetzt gekostet haben. Die Probleme mit der neuen 777 und der 787 seien nur am Rande erwähnt.

Die Wiederzula­ssung der 737 Max stellt auch die Zusammenar­beit den Flugsicher­heitsbehör­den auf neue Beine. Diese wollen sich gegenseiti­g mehr auf die Finger schauen und nicht mehr alles ungeprüft voneinande­r übernehmen. In den USA, in Brasilien und Kanada fliegt die 737 Max wieder, die Freigabe in Europa soll diese Woche erfolgen. Noch keine Freigabe gibt es in der Golfregion und in China. Für die chinesisch­e Führung geht es da aber um mehr als Flugzeuge, das ist auch ein politische­s Spiel mit den USA, so Großbongar­dt.

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AP (2) 20 Monate lang wurde die 737 Max von Experten eingehend geprüft

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