Boeing 737 Max soll in Europa wieder abheben
Wiederzulassung von Boeings Krisenjet soll noch in dieser Woche auch in Europa erfolgen. Herausforderungen bleiben aber groß.
Experten haben 20 Monate lang jede Schraube der Boeing 737 Max umgedreht, um das Flugzeug wieder flugtüchtig zu machen, sagt Patrick Ky, Direktor der europäischen Luft- und Raumfahrtbehörde EASA. Für den US-Flugzeugbauer Boeing geht damit auch in Europa ein dunkles Kapitel dem Ende zu, das mit zwei Abstürzen der 737 Max im Oktober 2018 und im März 2019 mit in Summe 346 Toten begonnen hat. Als Hauptursache der Unglücke gilt eine fehlerhafte Steuerungssoftware. Ein Sensor hatte falsche Daten über die Fluglage an die Software geliefert. Diese drückte die Nase der Flugzeuge daraufhin nach unten, bis diese auf dem Boden aufprallten.
Als Ergebnis der Prüfung musste Boeing zahlreiche Änderungen durchführen und Auflagen erfüllen. Eine neue Software baut jetzt auf Daten von zwei Sensoren auf. Die EASA will künftig noch einen dritten Sensor, der muss aber
erst entwickelt werden. Geändert werden musste auch die elektrische Verkabelung. Ein Pilotentraining ist verpflichtend, und jedes Flugzeug muss ohne Passagiere getestet werden, bevor es wieder in Betrieb gehen darf, sagt Patrick Ky.
es jetzt, wieder Vertrauen zurückzugewinnen. Der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt glaubt, dass der Imageschaden rasch vergessen sein und Preis und Leistung des Flugzeugs wieder im Vordergrund stehen werden so wie der im Vergleich zu den Flugzeugen der A320-Familie günstigere Treibstoffverbrauch. Und Boeing wird es beim Preis günstiger geben, glaubt Großbongardt. Das zeige die jüngste Bestellung von 75 Stück 737 Max durch Ryanair. Sie ist mit 210 Bestellungen der größte 737-MaxKunde.
In etwa 800 Maschinen hat Boeing bisher gebaut, knapp 400 sind ausgeliefert worden, knapp 3400 fix bestellt. Finanziell ist der einstige Verkaufsschlager 737 Max für Boeing ein Desaster.
Die Entschädigung der Opfer, die Kompensationszahlungen an die Fluglinien für das Flugverbot und die technischen Änderungen kosten Milliarden. Und 2,5 Milliarden Dollar kostete ein Vergleich mit dem USJustizministerium, damit strafrechtliche Ermittlungen eingestellt werden. Zwischen 15 und 20 Milliarden Dollar, so die Schätzungen, dürfte Boeing alles bis jetzt gekostet haben. Die Probleme mit der neuen 777 und der 787 seien nur am Rande erwähnt.
Die Wiederzulassung der 737 Max stellt auch die Zusammenarbeit den Flugsicherheitsbehörden auf neue Beine. Diese wollen sich gegenseitig mehr auf die Finger schauen und nicht mehr alles ungeprüft voneinander übernehmen. In den USA, in Brasilien und Kanada fliegt die 737 Max wieder, die Freigabe in Europa soll diese Woche erfolgen. Noch keine Freigabe gibt es in der Golfregion und in China. Für die chinesische Führung geht es da aber um mehr als Flugzeuge, das ist auch ein politisches Spiel mit den USA, so Großbongardt.