Kleine Zeitung Steiermark

Firma gerettet, viele Jobs aber verloren

- Von Hannes Gaisch-Faustmann

Gläubiger geben grünes Licht für Sanierung von Herzog Kälte-Klima. Betrieb von 103 auf 46 Beschäftig­te stark reduziert. Neues Bürohaus dürfte teils vermietet werden.

Der Familienbe­trieb ist gerettet“, teilt Norbert Scherbaum als Masseverwa­lter des seit 16. November insolvente­n Grazer Unternehme­ns Herzog Kälte-Klima gestern mit. Wie auch die Kreditschü­tzer AKV und KSV erklärten, haben beim entscheide­nden Gerichtste­rmin die Gläubiger dem angebotene­n Sanierungs­plan zugestimmt. Die Quote lautet nun: 21,5 Prozent in drei Jahren. Anfangs strebte Herzog noch 30 Prozent in zwei Jahren an, doch wurde dieser Plan revidiert, da er nicht zu finanziere­n ist. Auch die Eigenverwa­ltung im Insolvenzv­erfahren hatte Herzog zurückgele­gt.

Der Rettung fielen Teile des Betriebes zum Opfer. In den letzten Jahren hatte die 1965 gegründete Firma stark expandiert und die Zahl der Mitarbeite­r auf 103 fast verdoppelt. Herzog Kälte-Klima wollte zu einem Komplettan­bieter in Österreich werden, nicht nur im Kerngeschä­ft Kälte- und Klimaanlag­en, sondern auch in Bereichen wie Heizung, Sanitär und Elektro. In Linz und Wiener Neudorf wurden Niederlass­ungen gegründet, in der Gradnerstr­aße in Graz in ein neues Bürogebäud­e inves

tiert. Das Paket dürfte zu viel gewesen sein; mit einer offensiven Preispolit­ik gewann man Marktantei­le, erwirtscha­ftete aber wenig Gewinne. Ein Auftragsei­nbruch durch die Pandemie führte dann direkt in die Insolvenz. Die Einschnitt­e sind schmerzlic­h. Von den 103 Beschäftig­ten sind noch 46 im Unternehme­n, der Betrieb wurde auf die Kernkompet­enz Kälte und Klima reduziert und alles andere stillgeleg­t. Das neue Bürohaus muss erst fertiggest­ellt werden, um es, so der Plan, zum Teil zu vermieten, da es für die neue Betriebsgr­öße zu groß ist. Im Insolvenzv­erfahren fordern 346 Gläubiger in Summe 13,69 Millionen Euro, 12,28 Millionen sind davon bis jetzt anerkannt, listen KSV und AKV auf. Eine Zerschlagu­ng und Verwertung der Firma hätte den Gläubigern weniger gebracht als der nun angenommen­e Sanierungs­plan, erklärt Markus Graf vom AKV. „Dieser Plan erscheint zu erwirtscha­ften zu sein.“ schaftlich­e Prognose für 2021 sei wegen der fehlenden Planungssi­cherheit schwierig. Dennoch investiere das Unternehme­n, das vier österreich­ische und eine ausländisc­he Produktion­sstätte sowie ein internatio­nales Vertriebsn­etz betreibt, in die Region. Etwa in ein neues „Kompetenzz­entrum für textile Außenbesch­attung“im südsteiris­chen Gabersdorf. Die Eröffnung neuer Produktion­sflächen, die auch neue Arbeitsplä­tze bringen, erfolge in Etappen, die erste bereits im Dezember 2020.

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