„Spielt es eine Rolle, wer übrig gebliebene Impfdosen bekommt?“
Leser forderten strenge Konsequenzen für Politiker, die sich bei der Corona-Impfung „vordrängeln“. Nun meinen andere, es sei vorrangig, nicht verwendeten Impfstoff zu verbrauchen – Hauptsache, weitere Menschen seien geschützt.
LB: „Wer sich vordrängt, muss zurücktreten“und Leitartikel: „Eine Dosis Neid und Hass“, 22. 1.
Dass Politiker oder Ex-Politiker in der Öffentlichkeit einen anderen Stellenwert haben als „Max Mustermann“, ist schon klar. Dass dieser besondere Stellenwert nicht missbraucht werden darf und ein Missbrauch aufgezeigt wird, ist auch klar. Aber wenn Impfstoff übrig bleibt, von den Risikogruppen niemand zum Impfen vor Ort ist, was spielt es dann für eine Rolle, welcher Mensch, zu denen auch Politiker gehören, die übrig gebliebene Impfung bekommt? Das rechtfertigt es noch lange nicht, sie so darzustellen, als würden sie skrupellos über Leichen gehen. Zumal die meisten es im Nachhinein sehr bedauert haben. Völkermarkt
anpreisen, wo sowieso zu wenig Impfstoffe vorhanden sind bzw. nicht verimpft wurden.
Vordrängen ist natürlich inakzeptabel. Aber es ist richtig, nicht gebrauchten, wertvollen Impfstoff zu verbrauchen.
Graz fel haben. Die häufig versprochene Impfung für alle Impfwilligen wird es nämlich nicht geben. Was nützen die besten Impfkampagnen oder ehrgeizige (sehr wechselhafte) Impfpläne für die Bevölkerung, wenn es die verantwortlichen Politiker der EU-Länder nicht geschafft haben, die notwendigen Mengen an Impfdosen zu bestellen? Man hat auf den billigsten Anbieter (AstraZeneca) gesetzt, dessen Stoff noch gar nicht zugelassen ist, weil ernsthafte Bedenken seiner Wirksamkeit für die über 55-Jährigen bestehen.
Schlimm ist für mich allerdings die Vorstellung, dass es zu einer Art „Klassenkampf“um vorhandene Impfstoffe kommen könnte. Welche Gruppe kommt als nächste an die Reihe? Welche ist wichtiger für die Gesellschaft? Wer hat womöglich bessere Beziehungen? Es wäre sicher nicht das erste und letzte Mal, sollte es zu dieser Situation kommen.