Mazel tov in der Ewigkeit!
Groß als Künstler, groß als Mensch. Arik Brauer ist mit 92 gegangen. Aber sein Geist, sein Witz, seine Kunst und seine Phantasie bleiben.
Mitläufern, die ihre Köpfe in den Sand steckten, wenn der Wind zu wehen begann ...
„Hinter meiner, vorder meiner, links, rechts güt’s nix“: Im echten Leben war Verstecken für Arik Brauer alles andere als ein Spiel. Drei SA-Männer wollten am Tag, der in die Novemberpogrome 1938 mündete, ein Bassena-Klo benutzen, in dem sich der halbjüdische Gasslbub vor ihnen verbarg. Just eine schwer antisemitische Hausmeisterin, die ihn dort hineingeschubst hatte, rettete ihn mit dem Satz: „Des Klo is hin, geht’s aufe in ersten Stock ...!“
Helle Mondseiten? Sah Brauer in seiner Jugend wenig, auch wenn er später einmal in einem Liederabend ironisch resümierte: „A Gaudi war’s in Ottakring“.
Sein Vater wurde 1944 in einem KZ in Lettland ermordet; ihn malte er 1984 in eine kahle, kalte Winterlandschaft, mit einer gelben Blume an der Brust, die auf den ersten Blick wie ein Judenstern wirkt und in Wahrheit wie ein Sonnenherz strahlt. Brauer selbst blieb als Überlebenskünstler bis Kriegsende in Wien und trat im Mai 1945 aus einer Schrebergartenhütte, die ihm einige Wochen lang als Schlupfloch gedient hatte, mit 40 Kilogramm auf den Knochen ins Freie, in die Freiheit.
Verstecken und dabei einschauen, das wollte Arik Brauer nie wieder. Vielleicht auch darum sein Bewegungsdrang. Er fuhr mit dem Fahrrad nach Paris und retour oder längs durch Afrika.