Von Graz aus gesehen
Kunst/Essayband zur Kulturhauptstadt Rijeka.
Die kroatische Hafenstadt Rijeka hatte das Pech, ausgerechnet im Coronajahr 2020 Europäische Kulturhauptstadt zu sein. Gerade deshalb ist der Band „GrazRijekaGraz“lesens- und betrachtenswert. Für ein von Michael Petrowitsch kuratiertes Projekt wollte sich eine Gruppe Künstler ursprünglich darüber Gedanken machen, welche Auswirkungen ein Kulturgroßereignis (Rijeka hatte ein kolportiertes Budget von 30 Millionen) auf das jeweilig vorhandene Kulturleben hat. Ein Phänomen, das in Graz seit 2003 ja auch immer wieder einmal nachbesprochen wird.
Das coronabedingte Resultat ist nun vielmehr ein essayistischer Kunstband mit Fotoserien und Texten, die sich diesem einstmals der Steiermark sehr nahen Kulturraum von außen nähern. Dabei wird Rijeka/Fiume als Aufmarschgebiet nationaler italienischer und kroatischer Interessen beleuchtet – und zwar erfrischend vielfältig. Die Fotostrecken zeigen ein eher hässliches Rijeka, das die Spuren der Vergangenheit wie Narben trägt, doch diese Bilder des Verfalls sind freilich nur der Teil einer komplexen Realität, die dieser Band zumindest ausschnitthaft ins Bewusstsein bringt.