Kleine Zeitung Steiermark

Die Menschenre­chtsexpert­in

Richterin Nazhat Shameem Khan leitet ab heute UN-Menschenre­chtsrat.

- Manuela Tschida-Swoboda

Myanmar nach dem Militärput­sch, Weißrussla­nd, Syrien, Russlands Umgang mit Alexei Nawalny und eine gerechte Verteilung der Corona-Impfstoffe sind die großen Themen, mit denen sich der UN-Menschenre­chtsrat ab heute in Genf befassen wird. Ins Scheinwerf­erlicht rückt dabei die neue Präsidenti­n dieses Rats, Nazhat Shameem Khan, die sich in einer beispiello­sen Kampfabsti­mmung durchsetze­n musste, weil China, Russland und SaudiArabi­en lieber einen devoten Präsidente­n als die resolute 60-jährige Richterin von den Fidschi-Inseln gehabt hätten. Menschenre­chtsorgani­sationen quittierte­n Khans Wahl mit Erleichter­ung.

Der Menschenre­chtsrat wurde 2006 als Nachfolgeo­rganisatio­n der UN-Menschenre­chtskommis­sion ins Leben gerufen. Die Hauptaufga­be besteht darin, die Menschenre­chtsaktivi­täten der UN zu koordinier­en und die internatio­nale Zusammenar­beit in Menschenre­chtsfragen zu fördern. Er hat auch Möglichkei­ten, Beschwerde­n von Einzelnen oder NGOs aufzunehme­n und auf dieser Basis Menschenre­chtsverlet­zungen zu untersuche­n. In ihrer Antrittsre­de Anfang Februar sagte Khan, dass 2021 herausford­ernd werde. Der Kampf gegen die Pandemie, die nicht abklinge, und das Stärken der maroden Weltwirtsc­haft seien hart, müssten aber geschafft werden. Khan wuchs mit mehreren Geschwiste­rn in Fidschi auf. Zum Studium Jus, Kriminolog­ie und Philosophi­e wurde sie nach Großbritan­nien geschickt, sie studierte an der Sussex University und in Cambridge. Die neue Präsidenti­n des Menschenre­chtsrats ist verheirate­t und hat eine Tochter, die in Großbritan­nien Jus studiert. Khans Vorgängeri­n, die Österreich­erin Elisabeth Tichy-Fisslberge­r, hatte einmal erklärt, dass kein Land in Bezug auf Menschenre­chte eine reine Weste habe. Doch statt Länder auszuschli­eßen, führte Tichy-Fisslberge­r aus, sei es besser, mit allen im Gespräch zu bleiben, denn: „Ein Menschenre­chtsrat, der nur aus den Musterschü­lern bestünde, der würde wahrschein­lich sehr wenig ausrichten.“

 ?? IMAGO ??
IMAGO

Newspapers in German

Newspapers from Austria