In der Welt der Mikrobiome
Kein Forscher, keine Forscherin in der Steiermark wird so oft zitiert wie die Biotechnologin Gabriele Berg.
Es ist beinahe die bedeutendste „Währung“in der Wissenschaft: Die Zahl der Zitationen, also wie oft ein wissenschaftlicher Beitrag von einem anderen Forscher aufgegriffen und zitiert wird.
Bereits zum dritten Mal konnte diesen Spitzenplatz unter allen Forschern der Steiermark Gabriele Berg, Biologin und Biotechnologin an der Technischen Universität Graz, für sich verbuchen: 26.000 Mal wurden ihre Beiträge zitiert, die sich mit dem Thema „Mikrobiom“beschäftigen.
„Als ich begonnen habe, mich dafür zu interessieren, hat man mich eher belächelt“, erinnert sich die gebürtige Deutsche. Mit dem Mikrobiom, also den Mikroorganismen und deren jeweiligem Habitat, habe man sich damals „nur dann beschäftigt, wenn etwas schiefgegangen ist, wenn es zu Krankheiten kam“. Den Nutzen und sogar die absolute Notwendigkeit der Mikroorganismen (Mikroben, Bakterien, Pilze, Protozoen) erkannte man erst langsam.
„Der Durchbruch kam, als man das Mikrobiom zu sequenzieren begann“, erzählt Berg. Mikrobiome gibt es überall, jeder Mensch verfügt über ein hochgradig individuelles Mikrobiom von rund zwei Kilo. Aber auch ein Apfel lebt mit etwa 100 Millionen Mikroorganismen zusammen.
„Es ist meine kleinste, aber auch meine berühmteste Publikation“, lächelt Berg über ihre Apfel-Mikrobiom-Untersuchung, die sie zusammen mit Schülern durchgeführt hat und die zeigt, wie vorteilhaft ein täglicher Apfel für den Menschen ist.
Berg betreibt Grundlagenforschung (etwa auch zu den Themen Zuckerrübe, steirischer Kürbis oder zur Erdbeere), aber es geht auch um Anwendungen wie die Entwicklung von biologischen Saatgutpillen, die den Einsatz von Pestiziden ersetzen können.
Berg, die in Rostock und Greifswald studiert hat, hat nicht erst seit ihrer Berufung (als erste Frau an einer naturwissenschaftlichen Fakultät einer TU in Österreich) Beziehungen zu Österreich. „Zwei
meiner Großeltern haben österreichische Geburtsurkunden.“Dennoch war der Umzug mit Familie nicht ganz ohne, aber Berg hat die Entscheidung nicht bereut. Ihr Hobby ist neben der Familie (zwei Söhne, vier Enkelkinder) vor allem das Wandern.
U nd das Thema Frauen in der Technik? „In meinem Bereich ist das alles sehr ausgeglichen“, sagt Berg. Freilich, „in höheren universitären Ebenen könnte man schon noch einiges ändern“.