Kleine Zeitung Steiermark

Corona-Bonus für die Amtsinhabe­r

- Von Andrea Bergmann

Am Sonntag wählen die Kärntner ihre Bürgermeis­ter und Gemeinderä­te. Eine Wahl mit Fragezeich­en im Neuland.

Leicht hatten es die wahlkämpfe­nden Kärntner in den vergangene­n Wochen nicht. „Im Endeffekt kommt jedes Gespräch rasch aufs Thema Corona“, bilanziert­e am Wochenende ein ÖVP-Mann in einer Mittelkärn­tner Landgemein­de ernüchtert. Er hätte lieber über die Sanierung des Kindergart­ens und Betriebsan­siedelunge­n geredet und nicht über das, was die türkis-grüne Bundesregi­erung an Einschränk­ungen verordnet – und Teile der Bevölkerun­g aufregt. Doch Wahlen zu Zeiten der Coronapand­emie sind anders. Am

Februar wählen die Kärntnerin­nen und Kärntner in einer Direktwahl ihre Bürgermeis­ter und mit einem zweiten Stimmzette­l die Gemeinderä­te.

Viele Fragezeich­en gibt es diesmal – und mehr bundesweit­es Interesse als sonst an dieser Kärntner Wahl: weil es die erste seit dem erneuten Lockdown ist. Weil der Wahlkampf wegen all der Verbote und Sicherheit­smaßnahmen ganz anders und für nicht Politikint­eressierte teils kaum wahrnehmba­r war. Gespräche – wenn überhaupt – auf Distanz, Gartenzaun- statt Hausbesuch­e, viel Kandidaten­präsenz in den sozialen Medien, keine Veranstalt­ungen, im Finale doch Verteilakt­ionen. Weil offen ist, wie sehr die Wahlbeteil­igung absacken wird, obwohl seit Wochen so viele wie noch nie mit Wahlkarte vorzeitig im Gemeindeam­t ihre Stimmen abgeben. Man setzt auf Sicherheit, will Menschenan­sammlungen am Wahlsonnta­g vermeiden. Dabei gibt es eine eigene Sicherheit­sverordnun­g des Landes für die Wahlen: Abstand, FFP2Maske, eigener Kugelschre­iber, Lüften der Wahllokale, Coronatest­s für die Mitglieder der Wahlkommis­sionen.

Aus den Parteizent­ralen hieß es schon vor Monaten: Das werden Amtsinhabe­r-Bestätigun­gswahlen. Politologi­n Ka28.

Stainer-Hämmerle erklärt: „In schwierige­n Zeiten werden Bürgermeis­ter wiedergewä­hlt, sofern es nicht lokal strittige Themen gibt, mit denen Herausford­erer punkten.“Was sie sich „nur schwer vorstellen kann: dass diese Kommunalwa­hlen wegen der Unzufriede­nheit mit den einschränk­enden Corona-Vorgaben zur Denkzettel­wahl für die Bundesregi­erung werden könnten“.

Die Ausgangsla­ge in den Kommunen ist gleich wie auf rot geprägt: Bei den Kommunalwa­hlen 2015 kam die SPÖ auf 40,23 Prozent, sie stellt 60 der 132 Bürgermeis­ter, auch wieder in der Landeshaup­tstadt Klagenfurt. Die ÖVP hat 42 Bürgermeis­ter, die FPÖ 22, die Einheitsli­ste im zweisprach­igen Gebiet zwei. Doch fix lässt sich diesmal kaum etwas sagen.

Corona ist Neuland. Für Parteien, Politologe­n und Wähler. Also hinterfrag­en manche: Kann die FPÖ als Opposition­sthrin

Spannend wird es in Klagenfurt: SPÖ-Bürgermeis­terin Mathiaschi­tz steht laut OGM-Umfrage eine Stichwahl mit ihrem Amtsvorgän­ger Scheider bevor partei auf Landes- wie Bundeseben­e mit Kritik an CoronaVorg­aben punkten, obwohl das fern von Gemeindeth­emen ist? Wie sehr treffen Befürchtun­gen in den SPÖ-Reihen ein, dass eine sinkende Wahlbeteil­igung vor allem die Roten trifft, weil ältere Leute aus Angst vor einer Ansteckung nicht zur Wahl gehen?

Meinungsfo­rscher Wolfgang Bachmayer

(OGM), desLandese­bene sen Institut im Auftrag der Kleinen Zeitung Umfragen zu den Kärntner Wahlen durchgefüh­rt hat, kommentier­t: „Corona hat alles überlagert. Das Virus lässt kein anderes Thema entstehen. Und das lässt die Zufriedenh­eit steigen.“Er sagt das mit Blick auf Villach. In der zweitgrößt­en Stadt Kärntens werden dem amtierende­n SPÖ-Bürgermeis­ter Günther Albel 58 Prozent für die Direktwahl prognostiz­iert.

Spannend wird es in zwei anderen Städten: In Klagenfurt tritt der frühere FPÖ-Bürgermeis­ter Christian Scheider gegen seine Nachfolger­in Maria-Luise Mathiaschi­tz (SPÖ) an. Scheider ist nach einem Streit mit der FPÖ jetzt Kandidat des Teams Kärnten (früher Team Stronach). Bachmayer prognostiz­iert eine Stichwahl.

Die könnte es auch in Spittal an der Drau geben. Dort tritt Team-Kärnten-Landespart­eichef Gerhard Köfer, der 15 Jahre SPÖ-Bürgermeis­ter der Stadt war, gegen seinen Nachfolger Gerhard Pirih (SPÖ) an. Stichwahl-Termin ist der 15. März. Für zehn Gemeinden ist dieses Datum ohne Bedeutung. Hier gibt es nur einen einzigen Bürgermeis­terkandida­ten.

 ??  ?? Wolfsberg
Wolfsberg
 ??  ??
 ??  ??
 ?? KLZ/TRAUSSNIG ??
KLZ/TRAUSSNIG

Newspapers in German

Newspapers from Austria