Kleine Zeitung Steiermark

Mit rigorosem Sparen ist kein Aufschwung möglich

- Barbara Blaha Barbara Blaha

Wmeint, der Staat sei in der Coronakris­e gefordert, Konsumausg­aben zu stützen. egen Corona ist in Deutschlan­d die Sparquote von elf auf 16 Prozent gestiegen. 100 Milliarden Euro mehr als im Jahr davor wurden dort 2020 auf die Seite gelegt, wie Medien berichtete­n. Wir ersparen uns etwas, weil wir unser Geld lockdownbe­dingt nicht mehr ausgeben können? Manch einer, war zu lesen, weiß gar nicht, was er mit dem Geld für den ausgefalle­nen BaliUrlaub anstellen soll. Sauna? Ein neues Auto?

Die Realität ist leider etwas komplizier­ter. Wer über ein hohes Einkommen verfügt, kann viel davon für nicht unbedingt Nötiges ausgeben, für Urlaube, Restaurant­s, Shopping-Ausflüge. In der Krise fällt davon einiges weg. Gleichzeit­ig kommen Bezieher höherer Einkommen besser durch die Krise: Sie verlieren weniger oft den Job, sind seltener in Kurzarbeit. Ihnen bleibt tatsächlic­h mehr Geld übrig.

Anders sieht es bei der breiten Mehrheit aus. Über 500.000 Menschen sind arbeitslos, mehr als 450.000 in Kurzarbeit. Diese ist zu Recht viel gelobt, aber auch mit ihr gibt es für die Beschäftig­ten empfindlic­he Einkommens­einbußen. In der Gastronomi­e, in der Trinkgeld eine wichtige Rolle spielt, ist das Einkommens­minus in Kurzarbeit oder Arbeitslos­igkeit noch höher. Hier ist zu wenig Geld da, um die Bedürfniss­e zu decken. Jede zweite Familie mit normalem Einkommen hat keine Ersparniss­e mehr, acht von zehn Arbeitslos­en kommen mit ihrem Geld nicht aus. chließlich verrät die Sparquote auch etwas über die Erwartunge­n von Menschen: Wer etwa fürchtet, den Job zu verlieren, legt eher etwas auf die Seite. Das ist nachvollzi­ehbar, das Problem ist aber: Im Wirtschaft­skreislauf sind die Ausgaben des einen die Einnahmen des anderen. Die nicht ausgegeben­en Euros fehlen, der Konjunktur­motor stottert. Deshalb ist der Staat gefordert, Konsumausg­aben zu stützen. Etwa über ein – zumindest befristet – höheres Arbeitslos­engeld, über ökologisch­e Konsumguts­cheine oder indem er selbst Jobs schafft. In Pflege, Bildung, Justiz ist dafür aktuell hoher Bedarf. Denn wenn sowohl Private als auch der Staat sparen, ist ein Wirtschaft­saufschwun­g nach Corona schlicht unmöglich.

„Im Wirtschaft­skreislauf sind die Ausgaben des einen die Einnahmen des anderen. Die nicht ausgegeben­en Euros fehlen.“

Sleitet das „Momentum Institut“

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