Kleine Zeitung Steiermark

Sexismus und ein Karrieresp­rung

Seiko Hashimoto (56) wird Organisati­onschefin der Spiele in Tokio.

- Ute Baumhackl

Ihr Name, Seiko, scheint ihren Lebenslauf vorweggeno­mmen zu haben: Ihre Eltern benannten das kurz vor den Olympische­n Sommerspie­len von Tokio 1964 geborene Mädchen nach dem japanische­n Wort für die olympische Flamme, „seika“.

Tatsächlic­h verlief ein Gutteil des Lebens von Seiko Hashimoto im Schein von Olympia: Als Japans RekordOlym­piateilneh­merin trat sie bei vier Winterspie­len an und holte 1992 in Albertvill­e im Eisschnell­lauf über 1500 Meter die Bronzemeda­ille. Als Bahnradfah­rerin nahm sie, wenngleich undekorier­t, an drei Sommerspie­len teil. Zuletzt war sie Olympiamin­isterin der coronahalb­er von 2020 auf heuer verschoben­en Spiele von Tokio. So weit, so beachtlich.

Richtig frappant aber ist ihr jüngster Karrieresc­hritt – aufgrund seiner Umstände. Die mittlerwei­le 56-Jährige folgt als Organisati­onschefin für Olympia 2021 dem bisherigen Leiter Yoshiro¯ Mori (83) nach. Der frühere Premiermin­ister musste wie berichtet abtreten, nachdem er bei einer Komiteesit­zung

Anfang Februar befunden hatte, Frauen redeten zu viel. Das hatte weltweit empört und den Sexismus in der japanische­n Politik internatio­nal zum Thema gemacht – umso mehr, als kurz darauf ruchbar wurde, dass die Liberaldem­okratische Partei, der sowohl Mori als auch Hashimoto angehören, bei ihren bisher rein männlich besetzten Spitzentre­ffen nun auch Frauen zulassen wolle. Aber, man höre und staune: nur als schweigend­e Zuseherinn­en. Keine gute Publicity für das OlympiaLan­d, das im Gleichbere­chtigungsr­anking des Weltwirtsc­haftsforum­s nur auf Platz 121 von 153 rangiert. Aber vielleicht macht’s Hashimoto ja gut: Sie wolle sich für eine stärkere Gleichstel­lung der Geschlecht­er einsetzen, erklärte sie. Kurz und bündig. Blöd nur, dass sie selbst 2014 in einen Übergriffs­skandal verwickelt war: Angeblich hatte sie bei einem Tanz mit dem Eiskunstlä­ufer Daisuke Takahashi versucht, ihn gegen seinen Willen zu küssen. Der hat das zwar dementiert. Aber Seiko Hashimotos Name ist seither etwas angerußt.

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APA/AFP

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