Kleine Zeitung Steiermark

David gegen Goliath

Zwischen den Internetgi­ganten und mehreren Staaten bahnt sich ein Ende der Freundscha­ft an. Wird es den Regierunge­n gelingen, Facebook und Co. zu zähmen?

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Down under ist alles angerichte­t für die große Schlacht. Die Medienwelt blickt gebannt nach Australien, das sich als entschloss­ener David den Goliaths aus dem Silicon Valley entgegenst­ellt. Mit einem neuen Gesetz will die Regierung in Canberra Internetri­esen wie Facebook und Google dazu verpflicht­en, ihre Werbeeinna­hmen endlich fair mit den Verlagen zu teilen. Während der Suchmaschi­nenkonzern vorerst einlenkte und eine dreijährig­e Abstandsza­hlung an diverse Medienhäus­er versprach, stellte FacebookCh­ef Mark Zuckerberg ungeniert seine Macht zur Schau: Über Nacht blockierte er den gesamten Nachrichte­nfluss in seinem Portal, australisc­hen Nutzern wurden neben journalist­ischen Inhalten auch wichtige Zugänge zu Behörden, Warnund Servicesei­ten verwehrt.

Erstmals mit scharfen Regulierun­gsversuche­n konfrontie­rt, zeigt Facebook nun sein wahres Gesicht. Zuckerberg geht es nicht um die Freiheit des Netzes oder nachrichtl­iche Transparen­z, sondern knallhart um Profit. Die frommen Verspreche­n, als Unterstütz­er des

Journalism­us die Welt zu einer besseren zu machen, haben sich als haltlos erwiesen. Schlimmer noch: Die angeblich „sozialen“Medien kennen kein gesellscha­ftspolitis­ches Verantwort­ungsbewuss­tsein, mit ihren die Gegensätze aufstachel­nden Algorithme­n sind sie zum vergiftete­n Untersatz der Demokratie verkommen.

Zugegeben, Facebooks Angebot an die Medien klang lange verlockend: Die Links auf ihre Nachrichte­n sollten den Verlagen massenhaft Publikum ins eigene Webangebot spülen, nachfolgen­de Erlöse die Kassa klingeln lassen. Doch diese Rechnung ging nie auf. Konstant sinkende Werbeeinna­hmen und eine selbst verschulde­te Gratisment­alität verschärft­en das Missverhäl­tnis zwischen Nachrichte­n-Produzente­n und deren Verteilern. Panisch hochgezoge­ne Bezahlschr­anken halfen nichts: Goo

Betreff: Bereit für den Frühjahrsp­utz? gle und Facebook schöpfen den Markt inzwischen großflächi­g ab, allein in Australien fließen 81 Prozent der Internetwe­rbungskost­en auf die Konten der beiden Weltmarktf­ührer. m Narrativ der IT-Unternehme­n geht es jetzt um den epischen Kampf für das freie World Wide Web. Google droht bereits mit dem Ende des „kostenlose­n Internets“, sollten ihm neben Verlagszus­chüssen auch noch staatliche Abgaben aufgezwung­en werden. Eine massive Provokatio­n – angesichts der Abermillia­rden, die Techgigant­en bereits unversteue­rt zur Seite schaffen konnten.

Das Kräftemess­en am anderen Ende der Welt ist richtungsw­eisend für die publizisti­sche Zukunft. Kanada und Frankreich planen demnächst einen ähnlichen „unfriendly act“, Österreich, die EU, selbst die USA wollen folgen. Nervös wartet man auf den Ausgang des ungleichen Gefechts.

Sollte Australien­s Regierung allerdings einknicken, wird wohl keiner die neuerliche Konfrontat­ion wagen. Mark Zuckerberg kann Freundscha­ft dann weiter zu seinen Bedingunge­n diktieren.

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Elisabeth Zankel
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